Warum stellen Sie sich gegen Covid19-Schutzmaßnahmen?
Auf Twitter haben Sie geschrieben, dass sich "Maßnahmen verbieten würden [...] so lange die Erkrankungen nicht zu Problemen in der Gesundheitsversorgung führen würden". Das ist aus mehreren Gründen falsch:
1. Haben wir die Überlastung bereits: Viele Pflegende und Ärzt*innen arbeiten an ihrem absoluten Limit oder darüber.
2. Sie sprechen von "Angst und Panik", und davon, dass sich jede*r selbst schützen soll. Das geht nur nicht: Masken helfen dann effektiv, wenn jede'r eine Maske trägt. Viele, insbesondere finanziell schwächere Menschen sind auf ÖPNV angewiesen, oder auf die Schule, die Universität oder den Supermarkt,. Da man diese Orte nicht einfach meiden kann, ist es die Aufgabe des Staates, die Bevölkerung vor einer potenziell tödlichen Krankheit zu schützen, die, auch wenn man sie überlebt, ggf. lebendlange Spätfolgen (u.a Long Covid) nach sich ziehen kann.
Wie also Begründen Sie Ihre Ablehnung des Schutzes, insbesondere benachteiligter Menschen?
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Dass viele Pfleger und Ärzte an Ihrem Limit arbeiten ist korrekt. Jedoch hat dies derzeit kaum mit der Versorgung von Patienten zu tun, die aufgrund von Covid-19 stationär behandelt werden. Vielmehr geht es um strukturelle Probleme im Gesundheitssystem, die auch schon vor der Corona-Pandemie aufgetreten sind. Hier besteht in der Tat dringender Handlungsbedarf. Diese Problematik werden wir aber durch härtere Corona-Maßnahmen nicht lösen.
Die entscheidende Frage ist, ob die derzeitige Situation bzw. Gefahr für die Menschen größer ist als vor der Pandemie. Dass Masken nur dann helfen, wenn jeder eine trägt, ist ebenso falsch. Das Modell der Eigenverantwortung finde ich daher absolut sinnvoll. Zudem zeigen andere Länder, dass härtere Maßnahmen weder zu geringeren Infektionszahlen führen noch automatisch eine niedrigere Sterblichkeit herbeiführen. Vulnerable Gruppen werden außerdem nach wie vor durch das Infektionsschutzgesetz geschützt.
Zudem sind viele der Maßnahmen umstritten und die Wirkung unklar. Das hat auch der letzte Woche veröffentlichte Evaluierungsbericht gezeigt. Ich bin nicht der Meinung, dass es Aufgabe des Staates ist, die Menschen vor jeder möglichen Gefahr zu schützen. Ich lehne nicht grundsätzlich den Schutz ab, aber ich finde, dass Eingriffe in die persönliche Freiheit sehr gut begründet sein müssen.