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Frage von Olaf S. •

Frage an Norbert Königshofen von Olaf S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Königshofen,

zu meiner nächsten Frage hole ich ein wenig aus, und gehe zunächst zurück in das Jahr 1932:

Das sagte nämlich Alfred Hugenberg in einer Rundfunkansprache zur Reichstagswahl am 31. Juli 1932:
"Gesunde Wirtschaft bedeutet heute vor allem Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft."

Das klingt sehr nach der auch heute noch gängigen Parole:
"Sozial ist, was Arbeit schafft", die auch wieder im aktuellen CDU Wahlprogramm von 2005 zu finden ist.

Alfred Hugenberg sagte noch andere Dinge, die die CDU sicher nie unterstützen würde:

Wie zum Beispiel:

"Die sicherste Gewähr für einen sauberen, starken und gerechten Staat liegt nach den Lehren unserer Geschichte im deutschen Kaisergedanken."

oder:

"Die Jugend verlangt Führung und Zucht. Sie verlangt von den Führern aber
auch den Mut zur Führung. Wir glauben an Deutschland und seine Zukunft."

Da die CDU heute sicher nicht dem "Kaisergedanken" huldigt oder der Jugend "Führung und Zucht" auferlegen will, wäre ein Vergleich mit Alfred Hugenbergs deutsch-nationaler Partei aus dem Jahre 1932 sicher ungerecht und unfair.

Aber ich finde den Wahlkampfslogan "Sozial ist, was Arbeit schafft" nicht nur dumm, weil er Leuten wie mir die Möglichkeit gibt, (zu Recht oder Unrecht) die CDU mit Hugenberg-Vergleichen in eine extrem rechte Ecke zu stellen, sondern weil dieser Wahlslogan auch ganz praktisch die Frage nach dem Sinn von Erwerbsarbeit, nach den Arbeitsbedingungen und der Entlohnung verstellt.
Arbeit kann doch kein Selbstzweck sein !
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Sie, bezw die CDU insgesamt auch Slavenarbeit als sozialen Fortschritt preisen würde.

Die Parole "Sozial ist, was Arbeit schafft", ist aber nicht geeignet, dies zu verdeutlichen oder diesbezügliche Bedenken zu zerstreuen. Wo finde ich die wirklichen Aussagen zur Sozialpolitik der CDU ?

Grüße von Olaf Swillus

Portrait von Norbert Königshofen
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Swillus,

ich danke Ihnen für Ihre erneute Frage über kandidatenwatch.de.

Die mittlerweile seit Jahrzehnten andauernde Massenarbeitslosigkeit ist das größte wirtschafts- und sozialpolitische Problem unserer Gesellschaft. Ich bin sicher, dass mir da auch alle Vertreter anderer demokratischer Parteien zustimmen.

Arbeitsplätze zu schaffen und dadurch Menschen die Möglichkeit zu geben aus der Arbeitslosigkeit zu entkommen, ist daher eine zutiefst sinnvolle und soziale Maßnahme. Sie erklärt sich eigentlich aus sich selbst heraus. Ich will dennoch noch einige erläuternde Bemerkungen machen.

Jemandem wieder die Möglichkeit zu geben, im ersten Arbeitsmarkt aus eigener Kraft für den Lebensunterhalt sorgen zu können, verbessert seine materielle Lage. Der Arbeitslohn ist in den allermeisten Fällen höher als das erhaltene Arbeitslosengeld. Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Aus eigener Kraft für den Lebensunterhalt sorgen zu können, gibt Menschen Selbstachtung und Selbstbewusstsein zurück. Das alles halte ich für zutiefst sozial. Darüber hinaus ist derjenige, der wieder Arbeit hat, nicht mehr auf die Solidarität derjenigen angewiesen, die die sozialen Leistungen während der Arbeitslosigkeit durch Steuern und Abgaben mitfinanziert haben. Gleichzeitig wird derjenige, der wieder in Arbeit ist, durch seine Steuern und Abgaben selbst zu jemandem, der Solidarität mit den Schwächeren unserer Gesellschaft beweist. Auch das ist zutiefst sozial. Es ist der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält.

Darum ist es richtig: Sozial ist, was Arbeit schafft.

Der Versuch, das durch den Hugenberg-Vergleich als nicht-demokratisch darzustellen und zu tabuisieren ist geradezu absurd. Ich habe den WAZ-Artikel mit dem entsprechenden Zitat, auf den Sie sich offensichtlich beziehen, auch gelesen. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Manche, die keine Argumente vorweisen können, neigen offenbar zu Diffamierungen. Ich bedauere dies sehr. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass die übergroße Mehrheit der Menschen die Substanzlosigkeit solcher Äußerungen erkennt.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Königshofen