Norbert Bischoff
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Frage von Hellmut F. •

Frage an Norbert Bischoff von Hellmut F. bezüglich Kultur

In diesem Land und jetzt vor der Wahl wird allerorten viel über Kinder, Kinderbetreuung, Bildung und Schule gesprochen und gestritten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin auch der Meinung, dass Kinder unsere Zukunft sind. Aber dennoch, wo bleiben wir Älteren und Alten? Ist für uns noch Platz in dieser dem Jugendwahn verfallenen Gesellschaft?

Antwort von
SPD

Lieber Herr Freigang,

Sie sprechen mir aus dem Herzen. Auch ich kann einem offenkundigen Jugendwahn nichts abgewinnen. Auch ich will nicht falsch vestanden werden: Kinder und Jugendliche brauchen gute und vor allem sozial gerechte Startbedingungen, damit sie später in Beruf und Leben selbstbestimmt agieren können. Und doch ärgert es mich, wenn in der Demografie und nicht selten auch in Politik und Gesellschaft vor einer "Überalterung" gewarnt wird. Ja, wo sind wir denn? Jung und Alt gehören doch zusammen. Es ist doch ein Erfolg (und einem Traum der Menschheit), dass Menschen immer älter werden und länger gesund bleiben. Altwerden heißt doch nicht automatisch, von der aktiven Seite des Lebens auf die passive hinüberzuwechseln. Viele ältere Menschen wollen nach ihrem Berufsleben aktiv bleiben und sich ehrenamtlich engagieren. Sie wollen sich einmischen. Wir sind gut beraten, dieses Wissen der Älteren zu nutzen, um nachfolgende Generationen zu unterstützen. Ihre Lebensleistung sollten wir mehr achten und wertschätzen. Ich erlebe es sehr häufig, dass ältere Menschen zum Beispiel in Kita, Hort oder Bürgerhaus Kochkurse und Lesetreffs betreuen oder in der Nachbarschaftshilfe als Babysitter oder Familienpaten aktiv sind. Ich bin überzeugt, dass dann auch die jüngere Generation gern hier bleibt oder wieder zurück kommt, weil man in Sachsen-Anhalt auch im Alter eine Perspektive hat.

Wir dürfen aber auch die Augen nicht davor verschließen, dass mit dem Alter nicht selten auch die Immobilität steigt. Aber auch hier gibt es keinen Automatismus nach dem Muster: Alt gleich Pflegeheim. Wir haben mit einem neuen Wohn-und-Teilhabe-Gesetz unlängst im Landtag die Weichen gestellt für sehr vielfältige - auch aufsuchende - Unterstützungsformen im Alter. Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in vertrauter Umgebung hat höchtse Priorität. Trotz Alter, Krankheit oder Pflegebedürftigkeit wollen die Menschen so lang wie möglich im gewohnten Lebensumfeld bleiben, selbstbestimmt leben und ihren Alltag meistern. Das unterstützen wir mit mehr ambulanten Angeboten und besseren Möglichkeiten für selbstorganisierte Wohngemeinschaften.

In der ambulanten medizinischen Betreuung sind wir mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der AOK dabei, verstärkt Hilfe zu organisieren, die zu den Menschen kommt. Wir nennen das integrierte Versorgungsstrukturen. Die strenge Trennung von stationärer und ambulanter Versorgung ist nicht mehr zeitgerecht. Im Übrigen ist die Trennung von ambulant und stationäre auch teuer.

Sehr geehrter Herr Freigang,

mir ist nicht bang, wenn ich sehe, dass in unserer Gesellschaft mehr ältere Menschen leben. Ich will dazu beitragen, dass wir diese älteren Menschen in der Mitte der Gesellschaft halten und ein gutes Miteinander von Jung und Alt organisieren.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Bischoff