Sehr geehrter Herr Schmid, die SPD ist für eine „Offensive für den Rechtsstaat“ & Anhängerin des Völkerrechts. Bei Russlands illegaler Besatzung zeigt die BRg dies durch Sanktionen. Und bei Israel?
Der IGH urteilte, dass Israels Besatzung an sich illegal ist („UN top court says Israeli occupation of Palestinian territories is illegal“, BBC).
Die Knesset stimmte kürzlich bis auf arabische Parteien einstimmig gegen einen palästinensischen Staat („Knesset votes overwhelmingly against Palestinian statehood, days before PM’s US trip“, Times of Israel).
Israel beschlagnahmte im Halbjahr 2024 mehr Land als in den letzten 25 Jahren (https://x.com/ju_khatib/status/1808580859693248934?s=46).
Israel stimmt seit 1997 jedes Jahr gegen die UN-Resolution „Peaceful Settlement of the Question of Palestine“, die eine Zweistaatenlösung auf Basis der relevanten UN-Resolutionen fordert (https://www.kalamullah.com/Books/Gaza_%20An%20Inquest%20Into%20Its%20Martyrdom.pdf. S. 54).
Bereits vor dem 7. Oktober war 2023 das tödlichste Jahr für palästinensische Kinder im Westjordanland seit 2008 (https://www.newarab.com/news/2023-deadliest-year-child-occupied-west-bank?amp).
Wo bleiben die Sanktionen?
Lieber Talo M.,
Es gibt keine Parallelen zwischen dem russischen Angriffskrieg auf die
Ukraine und der israelischen Besatzung.
Die Bundesregierung hat die israelische Siedlungspolitik in den besetzten
Gebieten konsequent als völkerrechtswidrig verurteilt und deren Beendigung
gefordert. Die israelische Siedlungspolitik ist eine Hürde für eine
dauerhafte Friedenslösung im Nahen Osten. Dies haben auch die G7
Außenminister vor kurzem noch einmal betont.
Die Bundesregierung hat auch die zunehmende Gewalt radikaler Siedler im
Westjordanland konsequent verurteilt. Sie gefährdet die Stabilität des
Westjordanlands. Auf EU-Ebene wurden daher bereits Sanktionen gegen radikale
Siedler und Siedlerorganisationen erlassen. Wir erwarten, dass Israel seine
Siedlungsaktivitäten beendet und gegen die Rechtsverletzungen
extremistischer Siedler vorgeht.
Wir sehen die Rechtsauffassung der Bundesregierung daher in einer Reihe von
Punkten durch den IGH bestätigt. Darüber hinaus bietet der IGH mit seinem
Gutachten zu den besetzten palästinensischen Gebieten wichtige Orientierung
zu grundlegenden Fragen des Nahostkonflikts und möglichen Wegen zu seiner
Lösung.
Das Gericht richtet auch einen Appell an die VN-Generalversammlung und den
Sicherheitsrat, sodass sie über die Modalitäten befinden, wie eine Lösung
herbeigeführt werden kann, den unrechtmäßigen Besatzungszustand so schnell
wie möglich zu beenden. Es ist daher zu hoffen, dass das Gutachten den
dringend benötigten Impuls für die Herbeiführung des Endes der Besatzung und
eine verhandelte Zweistaatenlösung gibt, für die sich Deutschland seit
Langem auch gegenüber Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde
einsetzt.
Mit freundlichem Gruß
Ihr
Nils Schmid