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Frage von Kanstansin K. •

Frage an Nils Schmid von Kanstansin K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Schmid,

ich habe gerade Ihre Antwort vom 13.01.2014 an Herrn Mayer gelesen. Dabei gehen Sie leider nicht auf die Zahl ein, die mir wichtig erscheint: Von den 240.000 neuen Stellen sollen angeblich nur 37.000 an Arbeitslose, der größte Teil aber an Zuwanderer gehen. Wenn man vielen Politikern glauben darf, erst recht den Wirtschaftsverbänden, braucht Deutschland Fachkräfte durch Zuwanderung.
Es gibt aber auch genug Hinweise und Berichte, dass das Thema Fachkräftemangel von den Arbeitgebern erfunden bzw. dramatisiert wird. Um Lohndumping durchzuführen und/ oder um Ausbildungs-und Weiterbildungskosten zu sparen. Siehe diesen Bericht:

http://www.migazin.de/2014/01/15/fachkraeftemangel-%E2%80%93-gibt-es-den-ueberhaupt/

Ist es nicht vielmehr so, dass die Arbeitgeber bei einem höheren Angebot an Arbeitskräften generell eine bessere Auswahl haben und mehr Möglichkeiten haben, auf die Beschäftigten Druck auszuüben? Fallen dann nicht Kranke, Menschen mit anderen negativen Gegebenheiten", Ältere usw. diesen neuen Umständen als Erste zum Opfer?
So ist das m.E. auch bei Krankheiten und Krankmeldungen. Aus Angst vor dem Arbeitsplatz gehen viele krank zum arbeiten.
Sehen Sie diese Probleme nicht?

Auch wird die Arbeitslosenstatitik oft als geschönt bezeichnet.
Wie Sie sehen wird in dem Bericht beschrieben, wie geschummelt wird:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/beschaeftigung-3-2-millionen-arbeitslose-gelten-nicht-als-arbeitslos-1512738.html

Wäre es nicht besser, wenn sich die Politik den Problemen wirklich stellen würde?
Aus meiner Sicht hilft nur eine europaweite Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit.
Was tut Ihre Partei dagegen?

Als Sozialarbeiter habe ich so manches erlebt, was man hätte anders lösen können.

Mit freundlichen Grüßen

Kanstansin Kavalenka

Nils Schmid MdB SPD
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kavalenka,

wir sind Ihnen seit längerem noch eine Antwort schuldig - bitte entschuldigen Sie, dass Ihre Nachfrage, für die ich Ihnen danke, zunächst liegen blieb. Da das Thema jedoch ungebrochen aktuell ist, möchte ich Ihnen im Namen von Herrn Dr. Schmid gerne noch antworten, zumal es jetzt neue Entwicklungen dazu gibt.

Man kann sicher über die Definition von Arbeitslosigkeit streiten, Tatsache ist aber, dass sie vom Gesetzgeber verbindlich festgelegt wird. Nicht mehr aktuell ist dabei Ihr Verweis auf einen FAZ-Artikel aus dem Jahre 2008. Entscheidend ist, dass die Entwicklung seit 2008 - ungeachtet der Krise - in Deutschland positiv verläuft. Selbst Kritiker bezweifeln nicht, dass dies wesentlich mit den Reformen der Bundesregierung von Gerhard Schröder zusammenhängt. Klar ist aber, dass sowohl die weitere Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, als auch die Bekämpfung von prekären Arbeitsverhältnissen und Dumpinglöhnen ganz oben auf der Agenda der SPD stehen muss. Die jetzt erfolgte Einführung eines gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohns ist in dieser Hinsicht ein großer Erfolg.

Damit in Deutschland weiterhin Arbeitsplätze erhalten bleiben bzw. weitere entstehen, brauchen gerade die vielen Unternehmen, die auf Innovationen und hohe Produkt- oder Dienstleistungsqualität angewiesen sind, genügend Fachkräfte. Richtig ist sicher, dass es je nach Region und Branche Unterschiede gibt. Aus unzähligen Gesprächen und Besuchen von Firmen in Baden-Württemberg weiß Wirtschaftsminister Schmid jedoch, dass in bestimmten Bereichen händeringend nach Mitarbeitern und Auszubildenden gesucht wird. Diese Entwicklung ist keine "Erfindung der Arbeitgeber" und droht sich in den kommenden Jahren weiter zu verschärfen. Das können Sie auch daran sehen, dass sich in der "Allianz für Fachkräfte Baden-Württemberg" neben Arbeitgeberverbänden und Kammern auch zahlreiche Gewerkschaften sowie die Agentur für Arbeit engagieren, um dem Problem zu begegnen. ( http://mfw.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-wirtschaft/arbeiten-und-leben/allianz-fuer-fachkraefte )

Deshalb sind wir überzeugt, dass wir vor allem junge Menschen ausreichend qualifizieren müssen. Personen ohne Abschluss haben größte Schwierigkeiten, eine Stelle zu bekommen. Diese können meist auch nicht die freien Stellen besetzen, für die Fachkräfte gesucht werden. Daher legen wir großen Wert auf berufliche Aus- und Weiterbildung. ( http://mfw.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-wirtschaft/arbeiten-und-leben/berufliche-bildung/ )
Aber auch Fachkräfte aus dem Ausland sind bei uns willkommen. Deshalb unterstützt das Wirtschaftsministerium den Aufbau von elf sogenannten Welcome Centern in Baden-Württemberg, von denen die ersten kürzlich eröffnet wurden ( http://mfw.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/wirtschaftsministerium-foerdert-elf-welcome-center-fuer-internationale-fachkraefte-1 ).

Im Rahmen seines Verantwortungsbereiches stellt sich Herr Schmid also sehr wohl den "wirklichen Problemen". Ich stimme Ihnen jedoch zu, dass eine europaweite Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit für die künftige Entwicklung unseres Kontinentes und damit auch für unser Land von entscheidender Bedeutung ist. Die SPD hat dafür im Europawahlkampf geworben und wird sich weiterhin dafür stark machen. ( http://www.spd.de/aktuelles/120782/20140526_10_punkte_plan_europa.html )

Mit freundlichen Grüßen

Michael Wechsler
(wiss. Mitarbeiter)

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