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Frage von Heinz H. •

Frage an Nils Schmid von Heinz H. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Schmid,

die Antwort Ihres Mitarbeiters Wechsler vom 26.9.2012 befriedigt mich keineswegs. Daher hier noch einmal meine Fragen:

In der Informationsbroschüre zur Volksabstimmung zu S 21 war ein Finanzierungsanteil des Landes in Höhe von maximal 930 Millionen Euro festgelegt. Was passiert, wenn der Kostendeckel überschritten wird? Wird das Land dann doch mehr als diese 930 Millionen bezahlen, oder gilt tatsächlich das Wort des Ministerpräsidenten am Abend der Volksabstimmung, daß das Land keinen Cent mehr bezahlen würde als vereinbart? Eine eindeutige Antwort hierauf ist mir bisher leider nicht bekannt. Die Erfahrung mit dem Bau des Großflughafens Berlin läßt grüßen!

In der genannten Broschüre ist von der "Verknüpfung von Schiene und Flugzeug zur Vermeidung von Flugverkehr" die Rede. Andererseits war in der Presse zu lesen, daß die Direktanbindung der Bahn an den Flughafen diesem jährlich 400 000 zusätzliche Fluggäste bringen werde. Können Sie mir bitte diesen Widerspruch erklären?

Die Schweiz dringt zurecht schon lange auf eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Zürich und Stuttgart. Dies wäre auch ganz im Interesse der Bürger entlang der Gäubahn, wird aber durch die Anbindung der Gäubahn am Flughafen geradezu konterkariert und zudem steigt durch die dann längere Fahrstrecke auch der Fahrpreis. Halten Sie dies für bürgerfreundlich und sozial und damit erstrebenswert? Heiner Geißler ging es in seinem Schlichterspruch sicherlich nicht nur um die Erhaltung der Gäubahntrasse innerhalb von Stuttgart, sondern darum, daß die Gäubahn auch später immer noch auf dieser Trasse zum Hauptbahnhof fährt.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz Heckele

Nils Schmid MdB SPD
Antwort von
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Sehr geehrter Herr Heckele,

Herr Schmid bat mich Ihnen nochmals zu antworten. Es gilt nicht nur das Wort des Ministerpräsidenten http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-mit-kretschmann-der-kampf-gegen-stuttgart-21-ist-vorbei-page1.031f2b89-4cbb-48b7-bce1-2eca35b25855.html , sondern es gibt sogar einen Kabinettsbeschluss der Landesregierung vom Sommer 2011, dass sich das Land über den vereinbarten Finanzierungsrahmen hinaus nicht an weiteren Kosten beteiligen wird. Ich sehe nicht, was an dieser Aussage uneindeutig sein soll.

Flugverkehr wird beispielsweise dadurch vermieden, dass die typischen Zwischenstopps zum Einsammeln von Passagieren vor Langstreckenflügen entfallen. Vor allem die Starts verbrauchen viel Treibstoff und erzeugen Lärm und Abgase, deshalb sind Kurzflüge besonders schädlich. Die Kurzstrecken können schnell und komfortabel mit der Bahn zurückgelegt werden. Dabei sind an das Schienenschnellverkehrsnetz angebundene Flughäfen natürlich von Vorteil. Der von Ihnen zitierte Satz* aus der Broschüre hätte aber sicher treffender formuliert werden können. Verständlich wird er jedoch im Zusammenhang: Neubaustrecke, Anbindung von Flughafen und Landesmesse (ergänzend hätte man auch die unmittelbare Anbindung des bevölkerungsreichen Filderraums sowie des Raums Reutlingen/Tübingen nennen können) und Stuttgart 21 zusammen ermöglichen deutlich attraktivere Verbindungen, die auch für den Flugverkehr eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. Einen Vorgeschmack auf kommende Zeiten gibt die direkte Verbindung Stuttgart-Paris seit der Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Straßburg-Paris.

Steigende Fluggastzahlen in Stuttgart sind dazu kein Widerspruch, weil das Einzugsgebiet des Landesflughafens durch die Neubaustrecke nach Ulm, durch die direkte Anbindung der Gäubahn sowie die Durchbindung zusätzlicher Linien über den neuen Hauptbahnhof größer wird. Für Reisende aus der Region Alb-Donau wird es künftig beispielsweise keine Frage mehr sein, dass Stuttgart günstiger für sie liegt als München. Ich bin sicher, dass Sie als Rottweiler auch genügend Beispiele in Ihrer Stadt finden, die bisher genauso gut ab Zürich fliegen. Mit dem direkten Anschluss an die Gäubahn wird der Weg zum Flughafen Stuttgart nicht nur kürzer, sondern auch komfortabler als bisher.

Auch vor diesem Hintergrund ist die Streckenverlängerung zum HBF hinnehmbar. Zudem wäre es falsch, daraus eine Verlängerung der Fahrzeit abzuleiten, denn gerade die jetzige Einfahrt über den Nordbahnhof zum bisherigen HBF ist durch ausgedehnte Langsamfahrstellen gekennzeichnet. Was daraus für die Fahrpreise folgt, lässt sich gegenwärtig nicht zuverlässig sagen. Im Fernverkehr gelten entfernungsunabhängige "Relationspreise", sodass hier kein Unterschied entsteht. Für die Menschen entlang der Gäubahn, die zum Flughafen, zur Messe, zu ihrem Arbeitsplatz auf den Fildern wollen oder einfach Richtung Ulm weiterfahren, verkürzt sich die Strecke. Die Veränderungen im Nahverkehr sind sehr von der jeweiligen Verbindung, der Nutzung von Verkehrsverbünden wie dem VVS u.a.m. abhängig. Die allgemeinen Fahrpreiserhöhungen der DB AG - so wie jetzt angekündigt um 2,8% - geben daher momentan größeren Anlass zur Sorge.

Ihre Interpretation von Heiner Geißler gibt der Schlichterspruch http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smediamediathek/Schlichterspruch_Geissler.pdf selbst nicht her. Dort heißt es nur: "Die Gäubahn bleibt aus landschaftlichen, ökologischen und verkehrlichen Gesichtspunkten erhalten und wird leistungsfähig, z.B. über den Bahnhof Feuerbach, an den Tiefbahnhof angebunden." Übrigens zeigt allein schon dieser Satz, dass es sich nur um Prüfaufträge handeln kann, denn eine Anbindung der Gäubahn über Feuerbach wäre geradezu grotesk - wie schon ein flüchtiger Blick auf den Stuttgarter Stadtplan zeigt. Dann müssten die Fahrgäste in die Stuttgarter Innenstadt nämlich in Feuerbach in die S-Bahn umsteigen.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Michael Wechsler

(wiss. Mitarbeiter)

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