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Frage von Franz P. •

Frage an Nicole Schley von Franz P. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Schley,

ich arbeite als Heilerziehungspfleger im Einrichtungsverbund Betrreuungszentrum Steinhöring, nachfolgend EVBZ genannt. Unsere Einrichtung betreut in den Landkreisen Erding, Ebersberg und Rosenheim derzeit ca. 1600 Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen in allen Altersstufen. Wir beschäftigen momentan um die 720 Mitarbeiter, die zum Teil durchaus anspruchsvollen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind.

In meiner Rolle als Mitarbeitervertreter (gleichzusetzen mit Betriebsräten in Nicht-kirchlichen Einrichtungen) befasse ich mich immer wieder mit folgender Frage:

Wie kann man altgediente Mitarbeiter weiterbeschäftigen, die aufgrund jahrzehntelanger körperlicher und/ oder pflegerischer Tätigkeit einen bleibenden Rückenschaden haben?

Hierbei handelt es sich meist um KollegInnen mit pflegerischer Ausbildung, die täglich zu betreuende Personen heben und tragen müssen. Meist ist die langjährige Beanspruchung der Grund für einen Bandscheibenvorfall oder ähnliches.

Wir sehen für diese Personen nur schlechte berufliche Perspektiven, da sie eine Beschäftigung benötigen, die:

A) nicht erlaubt, mehr als 5 Kg zu heben
B) abwechselnd im stehen, sitzen und gehen stattfinden muss
C) für einen Personenkreis sein muss, der meistens noch zehn bis fünfzehn Jahre zur Rente hat

Für eine Rückmeldung bis zehn Tage vor der Wahl wäre ich Ihnen dankbar, um Ihre Antwort innerbetrieblich weitergeben zu können.

Ich stelle meine Frage auch die anderen Bewerber der konkurrierenden Parteien.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Rückmeldung,

mit freundlichen Grüßen,

Franz Pointner

P.S.: Diese Frage stellt sich natürlich auch für viele Bedienstete im Krankenhaus- und Seniorenbereich

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Pointner,

ich sehe Ihren Punkt und kenne die Problematik auch aus meinem persönlichen Umfeld.
Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen eine zufriedenstellende Antwort geben kann. Ich denke, das Problem fängt damit an, dass viele Menschen in Pflegeberufen tatsächlich jahrzehntelang falsch heben und gleichzeitig zu wenig für ihren eigenen Körper und dessen Fitness tun. Prophylaxe ist für mich das Zauberwort - im besten Sinne der betroffenen Personen verstanden. Man müsste meines Erachtens ein Fitnessprogramm für alle Pflegerinnen und Pfleger einführen, idealerweise unterstützt durch die Krankenkassen, mit einer Art Gutscheinsystem, das sie zu Übungen und Kursen 2 bis 3 x pro Woche verpflichtet. In diesen Kursen könnten sie gezielt die Muskelpartien aufbauen, die für den jeweiligen Pflegeberuf benötigt werden (Rücken, Bauch, Beine, etc.). Damit könnte man einem Verschleiß der Wirbelsäule effektiv entgegenwirken.

Was kann man mit den bereits Geschädigten machen? Es gibt inzwischen sehr viele alternative Heilmethoden, um z.B. Menschen mit Bandscheibenschäden auf nicht-operative Weise schmerzfrei zu bekommen, so dass sie ihren Beruf auch weiterhin ausüben können, vielleicht in einem Teilzeit- oder Teilrente-Modell. Natürlich ist dafür sehr viel Disziplin und eigenes Engagement nötig, aber die Erfahrungen zeigen, dass sich dieses auch lohnt.
Darüber hinaus werden in der Pflege auch zunehmend Menschen gebraucht, die einfach mal da sind, aus der Zeitung vorlesen oder auch nur zuhören. Dieser Teil der Pflege liegt aus meiner Sicht ziemlich brach. Die Minuten, die eine Kranken- oder Pflegeversicherung zahlt für den eingestuften Pflegeaufwand sind leider oft alles andere als zufriedenstellend für die Patienten. Jeder Mensch hat eine würdige Pflege verdient.

Dafür will ich mich einsetzen. Senioren genauso wie Menschen mit Beeinträchtigungen müssen in unserer Gesellschaft integriert bleiben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man das von Ihnen beschriebene Personal, die "altgedienten Mitarbeiter", wie Sie sie nennen, hierbei hervorragend einsetzen kann. Denkbar sind auch Telefon- oder Botendienste. Selbstverständlich muss ein Sozialsystem wie unseres in der Lage sein, diese Menschen aufzufangen. Auch die Kranken- und Pflegeversicherungen leisten einen Beitrag dazu, dass diese Menschen nicht "überflüssig", sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten eingesetzt werden.

Herzliche Grüße

Nicole Schley