Frage an Niclas Herbst von Bernd W. bezüglich Senioren
Sehr geehrter Herr Herbst,
ich habe vor einigen Jahren mein Studium abgeschlossen und arbeite derzeit als Aushilfskraft in einem Dienstleistungsunternehmen. Mir kommt es so vor, als würden heutzutage viele jüngere, gut ausgebildete, hoch motivierte Arbeitskräfte in mittelmäßigen oder schlechten Jobs "versauern", während oft deutlich geringer qualifizierte ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Eintritt des Rentenalters nicht von ihren Pfründen lassen mögen und gerade Jüngeren dadurch eine berufliche Perspektive systematisch verbauen.
Meine Fragen:
1. Teilen Sie diese Einschätzung?
2. Falls Sie diese Einschätzung teilen, was gedenken Sie ganz konkret gegen diesen Mißstand tun?
Sehr geehrter Herr Wand,
haben Sie herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Die Frage der Generationengerechtigkeit in unseren Betrieben und Unternehmen ist ein wichtiges Anliegen. Die Politik kann freilich nur den Rahmen der Unternehmenspolitik ausgestalten. Mit mehreren Reformen vor allem auf Bundesebene sind wir dabei auf einem guten Weg.
Folgendes ist zu bedenken: Auf der einen Seite besteht das selbstverständliche Recht der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ihren Beruf bis zur Rente auszuüben. Auf der anderen Seite müssen die Jüngeren an den Beruf herangeführt und zielgenau weitergebildet werden. In den Betrieben und Unternehmen wird mit dieser Situation ganz unterschiedlich umgegangen - in der überwiegenden Anzahl äußerst erfolgreich! Ich sehe zudem die Problematik, dass immer weniger Beitragszahlerinnen und Beitragszahler für immer mehr Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen aus der Rentenversicherung aufkommen müssen. Diese Schwierigkeit wird sich durch sinkende Kinderzahlen und höhere Lebenserwartung weiter verschärfen. Insofern darf es nicht darum gehen, die Rentenbezugsdauer weiter zu verlängern, indem man das Eintrittsalter künstlich absenkt. Frühverrentungsprogramme der 1980er Jahre haben überdies gezeigt, dass Unternehmen nicht mehr junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingestellt, sondern mit den staatlichen Zuschüssen Personal abgebaut haben.
Mit freundlichen Grüßen
Niclas Herbst