Befürworten Sie eine Impfpflicht für Covid-19?
Sehr geehrte Frau Pawlik,
befürworten Sie eine Impfplicht für Covid-19?
Wenn ja, wie begründen Sie diese?
Wenn nein, wie begründen Sie das?
Nehmen Sie eine Spaltung in der Gesellschaft wahr? Wenn ja, was denken Sie, wodurch diese verursacht wird u. wie könnte sie überwunden werden? Wenn nein, wie nehmen Sie die zunehmenden Proteste in vielen Städten/Orten wahr bzw. was denken Sie, sind die Gründe dafür?
Für's erste wär's das.
Viele Grüße
U. P.
Sehr geehrte Frau P.,
ich habe mir vor einem Jahr unter anderem in zahlreichen Gesprächen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Juristinnen und Juristen, Medizinerinnen und Medizinern, Bürgerinnen und Bürgern sowie anderen Fachleuten auf einer wissenschaftlich fundierten Basis meine Meinung über die Impfpflicht gebildet und bin nach Abwägung aller Argumente zu dem Ergebnis gekommen, dass die Impflicht eine richtige Maßnahme zur Bekämpfung der Pandemie wäre. Die Impfung war der beste Schutz gegen einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Ich persönlich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, da ich weiß, dass eine Impfpflicht ein großer Schritt wäre.
Bei der erfolgten namentlichen Abstimmung im Deutschen Bundestag am Donnerstag, den 07.04.2022 habe ich für den Gesetzesentwurf der Impfpflicht ab 60 gestimmt. Dieser Gesetzesentwurf sah unter anderem ein Impf- und Immunitätsregister vor, in dem genesene und geimpfte Bürger aufgelistet werden. Für 18- bis 60-Jährige sollte eine Impfberatungspflicht eingeführt werden. Bis zum 15. Oktober 2022 hätte jeder Mensch in diesem Alter die Pflicht gehabt, ein Beratungsgespräch zu der Corona-Impfung zu absolvieren. In diesem Gespräch wären die Teilnehmenden über die Vor- und Nachteile, sowie die Risiken des Impfstoffes und des Nicht-Impfens aufgeklärt worden. Menschen ab 60 Jahren wären dazu verpflichtet gewesen, einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen zu können.
In einer Demokratie ist das Ringen um Positionen und das Respektieren von Mehrheiten wichtig. Für den Gesetzesvorschlag der Impfpflicht ab 60 hat sich keine Mehrheit gefunden, ebenso wenig für die anderen Anträge, die im Rahmen der Debatte um eine Impfpflicht abgestimmt wurden. Das akzeptiere ich.
Heute können wir glücklicherweise sagen, dass wir auch ohne einer Impfpflicht durch die Pandemie gekommen sind. Wir als Gesamtgesellschaft, insbesondere aber die Menschen die in medizinischen Berufen arbeiten, haben wesentlich dazu beigetragen. Darüber bin ich sehr froh.
Mit freundlichen Grüßen
Natalie Pawlik