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Nadja Sthamer
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Frage von Hannes K. •

Entscheidungsfreiheit über eigenen Körper auch bei Impfungen?

Sehr geehrte Frau Sthamer,
die Jugendorganisation Ihrer Partei wirbt mit dem Spruch "My body, my choice" ("Mein Körper, meine Wahl", z.B. hier: https://www.jusos-niedersachsen.de/gleichstellung/) für eine weitere Liberalisierung der Abtreibung. Würden Sie diese Devise auch bei der aktuellen Debatte um eine Impfpflicht gelten lassen?

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Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Tatsächlich sehe ich einen wesentlichen Unterschied zwischen der Forderung nach einer Liberalisierung der Abtreibung und der damit einhergehenden Stärkung des Selbstbestimmungsrechts von Frauen und der Debatte um Freiheit und Selbstbestimmung im Kontext der Corona-Impfung.

Während es beim Recht von Frauen auf einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch allein um das individuelle Leben der ungewollt schwangeren Frau geht, handelt es sich bei der Impfung um eine Maßnahme, die nicht nur Schutz für die geimpfte Person gegen eine Erkrankung gewährleistet, sondern gleichzeitig die Weiterverbreitung einer hochinfektiösen Krankheit wie Corona in der Bevölkerung verhindert und somit nicht nur sich selbst, sondern ganz explizit auch andere vor dieser schweren Krankheit schützt. So werden durch die Impfung eines jeden Einzelnen auch Personen geschützt, die sich aus medizinischen Gründen selbst nicht impfen lassen können, bei denen aber schwere klinische Verläufe bei einer Infektion drohen. Der Unterschied liegt demnach also darin, dass von der individuellen Entscheidung zur Impfung nicht nur das eigene Wohl und die persönliche Gesundheit betroffen ist, sondern auch die Gesundheit und Freiheit anderer.

Gerade sehen wir es leider wieder mehr als deutlich. Um die Pandemie langfristig zu besiegen, müssen sich deutlich mehr Menschen impfen lassen. Immer noch sind zu viele Menschen nicht geimpft, die es sein könnten. Und dies, obwohl wir seit fast einem Jahr über hochwirksame und sichere Impfstoffe verfügen. Unsere Intensivstationen laufen voll, die Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps und müssen Patient:innen von einem Bundesland ins andere verlegen. Die Pfleger:innen und Ärzt:innen arbeiten am Limit oder darüber hinaus. Wir sind mitten in der vierten Welle und wenn wir keine fünfte oder sechste Welle erleben wollen, dann muss es uns gelingen, diese Impflücken zu schließen und zwar sehr zeitnah. 

Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage damit beantworten und Ihnen die Hintergründe für meine Position verständlich und ausreichend darlegen. Wenn Sie Rückfragen haben, melden Sie sich jederzeit gerne bei mir.

Mit freundlichen Grüßen

Nadja Sthamer

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