Frage an Nadine Schön von Johannes G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Fr. Schön,
mich würde interessieren, wieso Sie beim Antrag zur Eheöffnung für Homosexuelle mit Nein abgestimmt haben. Haben Sie einfach ohne tiefergehende Überlegung nach Fraktionsdisziplin gehandelt oder können Sie dieses Nein auch persönlich begründen?
Ich bin selbst homosexuell, nicht viel jünger als Sie und in St.Wendel aufgewachsen - ein Outing auf dem Lande ist, wie Sie vielleicht erahnen, mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Nichtsdestotrotz kann man es mit ein wenig Selbstbewusstsein und guten Freunden schaffen, über die andauernden Diskriminierungen hinwegzusehen. Ich bin mittlerweile in eine sehr liberale Großstadt gezogen - nichtzuletzt deshalb, um gewissem "Provinzdenken" zu entgehen. Aber ich kenne ein Dutzend Homosexuelle in Ihrem Wahlkreis. Haben Sie selbst homo- oder bisexuelle Freunde? Wenn ja, wie begründen Sie, dass Sie damit dazu beitragen, dass diesen die Möglichkeit genommen wird, ebenfalls zu heiraten und vor dem Gesetz als gleichberechtigte Eheleute zu gelten? Ist Ihnen bewusst, was Sie damit eventuell für ein Zeichen setzen?
Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
J. Grill
Sehr geehrter Herr Grill,
vielen Dank für Ihre offen Nachricht und entschuldigen Sie meine späte Antwort.
Für die rechtliche Verbindung von Mann und Frau gibt es die Ehe und für die Bindung zwischen homosexuellen Paaren die Eingetragene Lebenspartnerschaft. Beide Institutionen sind mit Rechten und Pflichten verbunden und deshalb bin ich gerade in steuerlichen Fragen für eine Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaften, weil hier und da Verantwortung übernommen wird. Deshalb habe ich auch eine entsprechende Erklärung mehrerer Abgeordneter meiner Fraktion unterschrieben. Ich habe viele homosexuelle Freunde und vertrete diese Meinung aus voller Überzeugung.
Allerdings bin ich auch Mitglied einer Fraktion und bei allen politischen Themen geht es um Mehrheiten. Beim Thema Angleichung bzw. Gleichstellung von Ehe und Eigentragegenen Lebenspartnerschaften ist dies in meiner Fraktion noch nicht möglich. Daraus mache ich keinen Hehl. Wir Saarländer vertreten in der CDU/CSU-Fraktion das Thema sehr liberal. So ist unser Bundesumweltminister Peter Altmaier seit Jahren ein Vorreiten in dieser Sache. Diese Situation hindert mich aber nicht daran, für weitere Verbesserungen in dieser Frage unter meinen Kollegen zu werben. Gern kann ich Ihnen meine Erklärung zukommen lassen
Mit freundlichen Grüßen
Nadine Schön