Frage an Miriam Gruß von Peter O. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Abgeordnete,
erstmals vielen Dank dafür, dass Sie als einzige der Augsburger Bundestags-Abgeordneten alle in diesem Forum gestellten Fragen schnell und kompetent beantwortet haben. Ihre Kollegen, insbesondere der Abgeordnete der SPD, können sich an Ihnen ein Beispiel nehmen.
Nun zu meinem Thema: der von der SPD geplante massive Ausbau der Krippenplätze und die deutlichen pädagogischen Verbesserungen in den Horten sollen durch einen einmaligen Verzicht auf die kommende Kindergelderhöhung in Höhe von zehn Euro monatlich finanziert werden. Durch Abstriche beim Ehegattensplitting für Besserverdienende sollen weitere 1,9 Milliarden eingespart werden. Dies soll anscheinend auch für ältere Ehegatten gelten, die zwar Kinder aufgezogen haben, die aber mittlerweile aus dem Elternhaus ausgezogen sind. Meiner Meinung nach ist das eine einseitige Förderung von außerhäusiger Kinderaufziehung in Krippen zu Lasten aller anderen Kindererziehungsformen wie häusliche Betreuung durch einen Elternteil oder alleinerziehende Mütter.
Meine Frage dazu: wie ist Ihre Position als Fachsprecherin Ihrer Partei für Familie und Kinder dazu ? Werden Sie das SPD-Konzept unterstützen oder ablehnen ?
Besten Dank im voraus für Ihre Antwort.
Mit freundlichem Gruß
Peter Ospald
Sehr geehrter Herr Ospald,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Zum einen freue ich mich natürlich darüber, dass das Thema "Kinder und Familie" derzeit eine große Konjunktur erlebt, zum anderen ärgere ich mich aber - wie Sie - über die vielen undurchdachten Vorschläge, die vorschnell auf den Tisch geworfen werden.
Am vergangenen Montag hat die SPD Ihre Finanzierungsvorschläge vorgestellt. Ich lehne einen Verzicht auf die Kindergelderhöhung ab, weil dadurch die Familien benachteiligt werden, die nicht mehr von der ausgebauten Betreuungsinfrastruktur profitieren können. Deshalb lehne ich das SPD-Konzept ab. In Fragen der Finanzierung dürfen wir nicht nur einseitig denken, wie Familien wiederum andere Familien finanzieren können. Ich möchte keine Wertung vornehmen, ob ein Kind besser zu Hause oder besser in der Kita aufgehoben ist. Beides muss anerkannt werden und die Eltern müssen die Freiheit haben, zu entscheiden, welches Modell für ihre individuellen Verhältnisse das beste ist. Der quantitative und qualitative (das ist mir dabei sehr wichtig!) Ausbau der Kinderbetreuung ist wichtig, jedoch dürfen wir keinen Zwang zur institutionellen Kinderbetreuung damit verbinden.
Vielleicht haben Sie mein Interview in der Augsburger Allgemeinen am 24. Februar gelesen, dort habe ich meine Meinung auch nochmal unterstrichen.
Viele Grüße aus Berlin,
Miriam Gruß.