Frage an Miriam Gruß von Sascha W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Gruß ;)
Ich war sehr schockiert, als ich gestern folgenden Artikel gelesen habe: http://www.videogameszone.de/aid,686544/Verbot-von-Killerspielen-beschlossen-Innenminister-wollen-Gesetzesaenderung-vor-den-Wahlen/News/
Ich weiß, wie die FDP zu dem Thema steht. Meine Frage an Sie ist: Wie gut stehen die Chancen, dass ein solches Verbot durchgesetzt werden kann?
Es ist mittlerweile unerträglich geworden, wie Videospieler in den Medien, der Politik und teilweise auch schon in der Öffentlichkeit dargestellt werden.
Ich selbst bin Vater von 2 Kindern und spiele auch Spiele ohne Jugendfreigabe. Auch bin ich mir der Verantwortung bewusst die ich gegenüber meinen Kindern habe und sorge dafür dass diese nicht in Kontakt mit Medien kommen, die nicht für sie geeignet sind.
Ein Spiel alleine erschafft keinen Amokläufer, Psychopaten, oder was auch immer.
Sehr geehrter Herr Wöhrl,
vielen Dank für Ihre Mail zu dem von der Innenministerkonferenz geforderten Verbot sogenannter "Killerspiele".
Auch wenn Sie bereits unsere Position kennen, möchte ich sie doch noch einmal deutlich machen: Selbstverständlich ist Gewaltprävention notwendig. Insbesondere müssen gesamtgesellschaftliche Möglichkeiten genutzt werden, damit gerade Jugendliche nicht zu Gewalt angestachelt werden. Allerdings ist ein Verbot von Computerspielen der falsche Weg.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich daher bereits mehrfach kritisch zu den auch in der Vergangenheit vielfach geäußerten Forderungen nach einer weiteren Verschärfung der Gesetze im Bereich von Computerspielen ausgesprochen.
Notwendig ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Strategie, um Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken. Ein Verbot von Computerspielen setzt jedoch am falschen Ende an. Wenngleich nicht ausgeschlossen werden kann, dass derartige Spiele ebenso wie der Konsum von Gewaltvideos eine etwaige ohnehin vorhandene Gewaltneigung negativ beeinflussen können, indem die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt herabgesetzt wird, kann ein Verbot derartiger Spiele die Ursachen nicht bekämpfen. Vielmehr muss gegen die eigentlich Ursache von Gewalt vorgegangen werden. Der Aktionismus der Innenminister, die in einem Beschluss am 5. Juni 2009 den Deutschen Bundestag aufgefordert haben, ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot für Killerspiele zu ermöglichen, ist hingegen nicht hilfreich.
Abgesehen davon, dass ein derartiges Verbot nicht geeignet ist, Gewalttaten zu verhindern, führt es zudem dazu, dass alle Spielerinnen und Spieler von Computerspielen unter den Generalverdacht gestellt werden, zu Gewalttaten zu neigen. Es ist aber völlig unverhältnismäßig, allen Menschen Computerspiele zu verbieten. Schreckliche Einzeltaten, die nie monokausal auf Computerspiele zurückzuführen sind, können leider nicht völlig ausgeschlossen werden. Sie können aber nicht rechtfertigen, dass den zahlreichen Menschen, die verantwortlich mit Computerspielen umgehen, ihre Freizeitbeschäftigung verboten wird. Computerspiele, die gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, dürfen schon nach geltendem Recht nicht vertrieben werden. Verschärfungen über die geltenden Bestimmungen hinaus sind mithin nicht erforderlich.
Effektiver Jugendschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von Eltern, Schulen und Politik ebenso wahrgenommen werden muss wie auch von Herstellern bzw. Vertreibern von Computerspielen. Die bestehenden jugendschutzrechtlichen Vorgaben sind ausreichend und müssen konsequent angewandt werden. So ist dafür Sorge zu tragen, dass der Vollzug des Jugendschutzrechts im Handel wie auch im Internet verbessert wird, so dass z.B. tatsächlich nur entsprechend der USK-Freigaben Spiele an Jugendliche abgegeben werden. Ein besonderer Schwerpunkt muss zudem auf die Stärkung der Medienkompetenz bei Jugendlichen selbst, aber auch bei den verantwortlichen Erwachsenen wie Eltern, Lehrern und Erziehern gelegt werden. Eine weitere Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben hilft jedoch nicht weiter.
Die Innenministerkonferenz hat die Große Koalition nun aufgefordert, einen Gesetzesentwurf einzubringen. Bislang haben sich die zuständigen Politiker von Union und SPD nicht geäußert. Man draf gespannt sein, ob sich die Koalition noch in dieser Legislaturperiode damit beschäftigt.
Mit freundlichen Grüßen
Miriam Gruß