Frage an Michael Wendt von Klaudia H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Guten Tag Hr. Wendt,
Wie ist denn Ihre Position zum Thema Studiengebühren? Selbst die vermeintlich linken Parteien hatten in der letzten Legislaturperiode den einen oder anderen Plan zur Einführung von Studiengebühren oder Studienkonten in der Schublade, die erst nach scharfen Protesten fallen gelassen wurden. Nun ruhten diese Ideen sicherlich auch in perspektivischem Hinblick auf die Abgeordnetenhaus-wahl. Können Sie und die Grünen in Berlin den Studenten zusagen, dass nach der Wahl kein neuer Anlauf für Studiegebühren gestartet wird?
Welche Pläne verfolgen Sie außerdem hinsichtlich der Lehre und Forschung in Berlin?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort
Sehr geehrte Frau Henning!
Im Wahlprogramm der Grünen werden Studiengebühren - auch als nachgelagerte Gebühren oder Studienkontenmodelle - nicht nur abgelehnt und diese Ablehnung wird dort m.E. auch gut begründet. Berlin wird im internationalen Wettbewerb der Metropolen nur als attraktiver Wissenschafts- und Studienstandort bestehen können. Studiengebühren schaffen eine Orientierung auf schnell individuell wirtschaftlich verwertbare Abschlüsse und sie sind natürlich sozial ungerecht und wirken abschreckend auf Menschen, die nicht aus ökonomisch abgesicherten Verhältnissen kommen.
Kleines Zusatzargument am Rande: Jede Studentin und jeder Student, der/die mit Hauptwohnsitz nach Berlin zieht, bringt der Stadt über den Länderfinanzausgleich knapp 2500,-- ? pro Jahr.
Wenn sie nicht nur nach dem Wahlprogramm sondern auch nach meiner ganz persönlichen Position fragen: Es wird heute öffentlich viel über Generationengerechtigkeit geredet. Ich selbst hatte die Chance eines gebührenfreien Studiums genauso wie die übergroße Mehrheit derjenigen, die heute politische Verantwortung tragen. Wir haben daher eigentlich gar nicht das Recht, die Chance, die wir selber hatten, der nachfolgenden Generation zu verwehren.
Ob diejenigen in Berlin sich durchsetzen werden, die wie ich Studiengebühren ablehnen, wird aber wohl nicht nur bei den Wahlen in Berlin abhängen. Es wird auch wichtig sein, wie erfolgreich sich die Studierenden in den anderen Bundesländern gegen Studiengebühren wehren. Denn es muß klar sein: Mehr Bundesländer, die Studiengebühren durchsetzen, bedeuten mehr Druck auf Berlin, das auf Bundeshilfe angewiesen ist, es ebenso zu tun.
Sie hatten am Ende noch allgemein nach meinen Plänen für Forschung und Lehre gefragt. Diese Frage hat so allgemeinen Charakter, dass ich Sie hier wirklich nur auf das Wahlprogramm der Grünen unter http://www.gruene-berlin.de verweisen kann. Sollten Sie aber weitere konkrete Fragen haben, bin ich gern bereit sie hier zu beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Wendt