Frage an Michael Spielmann von Thomas B. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Dr. Spielmann,
wie stehen Sie persönlich zu dem auf dem Parteitag gefassten Beschluss: "(...) Alle religiösen Symbole (...) haben unserer Auffassung nach daher an der Schule nichts zu suchen."?
Sehr geehrter Herr Boger,
ich war selbst auf dem Parteitag dabei, als der Beschluss, den sie zitieren, getroffen wurde. Der Beschluss ist aus meiner Sicht unglücklich formuliert und hat auch innerhalb der GRÜNEN zu heftigen Diskussionen geführt (siehe: http://bayern.gruene.de/cms/default/dok/237/237939.offener_dialog_statt_kulturkampf.htm). In der gedruckten Version des Wahlprogramms findet sich deshalb auch der ergänzende Hinweis: "Dieser Satz bezieht sich ausschließlich auf das Erscheinungsbild der Lehrerinnen und Lehrer, nicht auf religiöse Symbole an Schulen im Allgemeinen."
Für mich persönlich ist ein Verbot für religiöse Symbole, welcher Art auch immer (Kreuz, Kopftuch) nicht notwendig. Was aber, wenn eine muslimische Lehrerin ein Kopftuch trägt? Für mich wäre das ebenfalls kein Problem, für manch andere Eltern aber schon. Darüber hinaus stehen gerade muslimische Schülerinnen dann in der Gefahr, ebenfalls eines tragen zu müssen, wenn das die Lehrerin vormacht. Ein Verbot von religiösen Symbolen bei Lehrerinnen und Lehrern könnte die staatliche Neutralität unterstützen.
Ich habe mit meiner Familie über 4 Jahre in der Türkei gelebt. Dort ist es übrigens auch so, dass die Lehrerinnen (und Schülerinnen) an den staatlichen Schulen keine Kopftücher tragen dürfen. Es ist generell nicht gestattet Schmuck zu tragen, weshalb meine Kinder auch keine Kreuze tragen durften. Diese Verbote haben keinen Einfluss auf das religiöse Verhalten der Menschen. Ich denke in Deutschland wäre es nicht anders, ein Verbot, wie es der Parteitag für die Lehrerinnen und Lehrer, die beim Staat angestellt sind, gefordert hat, würde keinen Gläubigen von seinem Glauben abbringen. Für mich ist der christliche Glaube nicht nur ein Symbol, sondern er zeigt sich vor allem in der Lebensweise.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Spielmann