Wie erklären Sie das Versagen auf diplomatischer Ebene? Auch die Nato hat hier genug Öl ins Feuer gegossen.
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich teile Ihre Einschätzung ganz und gar nicht.
Nicht die Ukraine, nicht die Nato, sondern allein der russische Präsident trägt die Verantwortung für diesen Krieg. Putin verneint das Existenzrecht der Ukraine und ist fest entschlossen, nun mit Soldaten, Panzern und Raketen Tatsachen zu schaffen – mit aller Kaltblütigkeit, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wer ihm in seinen letzten Reden genau zuhörte, hat verstanden, dass er auch die anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion infrage stellt.
Wir alle haben gehofft, dass es nicht zu dieser dramatischen militärischen Eskalation kommt. Aber die vielen Türen für Dialog und Verständigung, die wir so lange offen gehalten haben, wurden von Putin brüsk zugeschlagen. Es fällt mir daher schwer, nun vom Scheitern einer Politik des Westens zu sprechen, die bis zuletzt ernsthaft auf Dialog und Deeskalation gesetzt hat. Aber für eine diplomatische Lösung braucht es immer zwei Seiten. Jetzt brauchen wir eine Politik der Härte, Wehrhaftigkeit und Abschreckung gegenüber Putin – das ist die einzige Sprache, die er versteht.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth