Warum wird die Kriegsführung in Gaza nicht beiderseits auf Schärfste verurteilt? Der Krieg und Konflikt im Nahen Osten ist schrecklich,ewig andauernd und kompliziert wie vielleicht kein anderer.
Guten Tag Herr Roth
Hamas hält weiterhin Geisel,Israel hat das vollste Recht sich gegen die Hamas zu weh-ren.Dass Deutschland insbesondere durch unsere Geschichte ein enger Partner Israels ist verstehe ich auch.
Ich verstehe trotzdem nicht,wieso bei der Art der Kriegsführung von Israel und internationalen Entwicklungen (Den Haag) Situation in Gaza ( Rafah, an den Grenzen),illegale Besetzung “Westjordanland”(Usurpation von Eigentum und Vertreibung der Palästinenser)
Sie weiterhin davon absehen diese Kriegsführung aufs Schärfste zu verurteilen und mit Sanktionen zu drohen (anstatt die Kriegsführung indirekt zu unterstützen
Drum bitten, die humanitäre Katastrophe zu Beenden ist das eine.Wirkliche Kritik und Druck sieht anders aus.
“Bei einem israelischen Luftangriff, der einen Großbrand auf einem Zeltplatz für Vertriebene in Rafah auslöste, kamen 45 Menschen ums Leben
https://amp.theguardian.com/world/article/2024/may/27/global-shock-after-israeli-airstrike-kills-dozens-in-rafah-tent-camp
Sehr geehrter Herr S.,
für Ihre Frage danke ich Ihnen und nehme gerne dazu Stellung.
Nicht erst seit den barbarischen Terroranschlägen von Hamas gegen Israel am 7. Oktober stehe ich solidarisch an der Seite Israels. Ich empfinde es aber als unfair, wenn den Freundinnen und Freunden Israels eine falsch verstandene Solidarität mit der Netanjahu-Regierung unterstellt wird. Ich könnte genügend Punkte benennen, bei denen ich dezidiert nicht übereinstimme mit dieser in Teilen rechtsextremen Regierung.
In den vergangenen Wochen habe ich mitnichten den Eindruck gewonnen, dass es in Deutschland eine unkritische Debatte über das militärische Vorgehen Israels gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gibt. Im Gegenteil: Ich nehme die deutsche Debatte inzwischen sogar als ziemlich einseitig wahr, da kaum noch über die eigentliche Ursache dieses Krieges geredet wird: das Massaker vom 7. Oktober, das in Israel tiefe Wunden geschlagen und zu einer großen Traumatisierung geführt hat. Es gibt einen völlig losgelösten Blick auf das Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser, die per se und ausschließlich Opfer sind. Gleichzeitig gibt es ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber Israel.
Klar ist: Nach den barbarischen Terroranschlägen von Hamas am 7. Oktober hat Israel das Recht, sich zu verteidigen und die Sicherheit für alle Israelis wiederherzustellen. Die israelische Armee steht dabei vor einem schweren und herzzerreißenden Dilemma. Der Gazastreifen ist der Lebensort von rund zwei Millionen Menschen auf engstem Raum. Gleichzeitig ist er aber das größte Terrorcamp der Welt. Die Hamas missbraucht Moscheen, Krankenhäuser, Wohnungen, Schulen als Terrorzentralen und Waffenlager. Das macht es so schwer, die Zerschlagung der Terrorinfrastruktur und den Schutz von Zivilisten klar voneinander abzugrenzen. Selbstverständlich trägt Israel die Verantwortung, bei seiner Kriegsführung das humanitäre Völkerrecht zu beachten, die palästinensische Zivilbevölkerung bestmöglich zu schützen und humanitäre Hilfe nicht zu behindern. Jedes zivile Opfer ist eines zu viel.
Ebenso erwarte ich von der israelischen Regierung, alle einseitigen und völkerrechtswidrigen Schritte zu unterlassen, die eine Zweistaatenlösung behindern oder faktisch unmöglich machen. Vor diesem Hintergrund kritisiere ich beispielsweise regelmäßig den völkerrechtswidrigen Bau von Siedlungen im Westjordanland.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth