Sehr geehrter Herr Roth, wie können Sie es mit sich vereinbaren, die Ukraine zu besuchen, wenn unser Bundespräsident als unerwünschte Person ausgeladen wird.
Wäre da nicht eine Solidarität mit unserem Staatsoberhaupt , und damit auch eine Absage ihres Besuchs in der Ukraine ,von ihrer Seite aus die richtigere Antwort gewesen?
Sehr geehrter Herr H.,
für Ihre Frage danke ich Ihnen und nehme gerne dazu Stellung.
Die Nachricht, dass unser Bundespräsident derzeit in der Ukraine nicht willkommen ist, erreichte mich, als sich unsere Delegation bereits auf ukrainischen Staatsgebiet aufhielt. Ich konnte es zunächst gar nicht glauben. Auch unsere Gesprächspartnerinnen aus dem ukrainischen Parlament waren über diesen Schritt nicht informiert.
Ich bin über diese Ablehnung, die gegenüber unserem Staatsoberhaupt in keinster Weise gerechtfertigt ist, sehr enttäuscht, gerade auch, weil Deutschland schon viel leistet in der Ukraine. Wenn man auf ukrainischer Seite die nachvollziehbare Hoffnung hegt, dass Deutschland künftig noch mehr tun muss, dann sollte man das miteinander besprechen. Gerade in diesen Zeiten kann doch kein Telefonat, keine Videokonferenz die persönliche Begegnung ersetzen.
Meine Kollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, mein Kollege Anton Hofreiter und ich sind von unseren ukrainischen Gastgeberinnen und Gastgebern in Lwiw mit offenen Armen empfangen worden. In unseren Gesprächen haben wir vor Ort auch die Anerkennung und Wertschätzung gegenüber Deutschland gespürt. Durch meine Reise habe ich nun eine konkretere Vorstellung davon, was Krieg für die Menschen in der Ukraine wirklich bedeutet: tagtäglich Angst zu haben um das eigene Leben und das Leben der Liebsten, nicht mehr zu wissen, wie es weitergeht. Diese Angst hat sich verständlicherweise in den Köpfen vieler Ukrainerinnen und Ukrainer festgefressen. Deshalb müssen wir auch Verständnis dafür aufbringen, dass man in einer solchen dramatischen Lage nicht immer rational und zurückhaltend reagiert.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth