Nachfrage: Die Bundesregierung hat die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 unterbunden, auch ein Grund für die Verknappung an Gas. Wenn das nicht Bestandteil einer Sanktionspolitik ist, was ist es dann?
Sehr geehrter Herr S.,
für Ihre Nachfrage danke ich Ihnen und nehme gerne dazu Stellung.
Ihre Aussage entspricht nicht den Fakten. Die Gas-Pipeline Nord Stream 2 ist niemals in Betrieb gegangen, daher ist durch sie bislang auch noch kein einziger Kubikmeter russisches Gas nach Deutschland geflossen. Folglich kann die Nicht-Inbetriebnahme auch nicht ursächlich für den derzeitigen Gasmangel sein.
Fakt ist: Die aktuelle Gasnotlage in Europa ist keine Frage fehlender Pipelines. Mit den derzeit betriebenen Pipelines könnten die Gasspeicher in Deutschland problemlos aufgefüllt werden, sofern denn Gazprom weiterhin vertragsgerecht liefern würde. So könnte Gazprom beispielsweise während der Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 das Gas vorübergehend auch über andere Pipelines nach Deutschland leiten, so wie dies in der Vergangenheit auch regelmäßig praktiziert wurde. Doch auch durch die beiden Pipelines Transgas und Jamal fließt derzeit kein russisches Gas, obwohl dort keine Wartungsarbeiten stattfinden. Das spricht dafür, dass der aktuelle Lieferstopp für russisches Gas ausschließlich politisch motiviert ist. Und das widerspricht den regelmäßigen Zusicherungen der russischen Seite, weiterhin ein verlässlicher, stabiler Energielieferant zu sein.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth