Missbrauch in der katholichen Kirche: was gedenkt die Bundesregierung in Sachen Missbrauch in Religionsgemeinden zu unternehmen?

Sehr geehrte Frau N.,

für Ihre Frage zum Thema Kindesmissbrauchs in der Kirche danke ich Ihnen und nehme gerne dazu Stellung.

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche ist ein lange Zeit weitgehend tabuisiertes Thema. Die Taten wurden oft vertuscht, die Täter selten bestraft, den Opfern noch seltener geholfen. Die Kirche hat schwere Schuld auf sich geladen.

Es ist Konsens in der Bundesregierung, dass die Aufarbeitung von Fällen strukturierten Kindesmissbrauchs nicht alleine den Kirchen überlassen werden darf. Deshalb ist auch die Politik gefordert, im Sinne des partnerschaftlichen Verhältnisses von Kirche und Staat ihren Teil zur Aufarbeitung der Missbrauchstaten beizutragen. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Aufarbeitung strukturierter sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in gesellschaftlichen Gruppen, wie Sportvereinen, Kirchen und der Jugendarbeit zu begleiten, aktiv zu fördern und wenn erforderlich gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Konkret ist vorgesehen, das Amt des "Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs" gesetzlich zu regeln und eine regelmäßige Berichtspflicht an den Deutschen Bundestag einzuführen. Ebenso soll der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendliche verstetigt und die unabhängige Aufarbeitungskommission in ihrer jetzigen Form weitergeführt werden.

Kinder müssen noch besser vor sexuellem Missbrauch geschützt, Opferrechte gestärkt und Missbrauchstaten aufgeklärt werden, so dass wieder neues Vertrauen in die Kirchen wachsen kann. Bislang wird die katholische Kirche ihrer Verantwortung mitnichten gerecht.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth