Frage an Michael Roth von Thomas M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Roth,
in 18 europäischen Ländern gibt es bei der Organspende das Gesetz der Widerspruchslösung : Jeder ist Spender & wer nicht spenden will, kann widersprechen. In Deutschland gilt die Entscheidung & hier sterben bei der momentanen Gesetzeslage jedes Jahr über 1000 Menschen die auf der Warteliste stehen. Man wartetet in Deutschland z.B. auf eine Niere 7- 10 Jahre & in Spanien oder Österreich dagegen nur 1 Jahr, weil es dort die Widerspruchslösung gibt !
Ich fühle mich als Betroffener in Deutschland benachteiligt - gegenüber den Ländern mit Widerspruchslösung !
Was sagen sie zur Widerspruchslösung ?
Sehr geehrter Herr M.,
für Ihre Nachricht zur Widerspruchslösung in der Organspende bedanke ich mich. Die jährlich sinkende Anzahl von Organspenderinnen und -spendern in Deutschland ist eine Entwicklung, die ich ebenfalls mit Sorge betrachte. Daher hat sich die SPD auch im Koalitionsvertrag dafür stark gemacht, die Zahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat kürzlich einen Gesetzentwurf für bessere Strukturen und Zusammenarbeit bei der Organspende angekündigt. Ich begrüße diesen Vorstoß, da wir schon länger für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, staatlichen Institutionen und Angehörigen kämpfen.
Ihre konkrete Frage zur sogenannten Widerspruchslösung, wie sie bereits einige andere europäische Länder beschlossen haben, bedeutet einen Eingriff des Staates in die bürgerliche Freiheit. Die Verfügung über den eigenen Körper ist eine Gewissenfrage und erfordert eine umfassende gesellschaftliche Debatte.
Da zurzeit mehr als 10.000 Menschen in Deutschland auf eine Spenderin oder einen Spender warten, begrüße ich die aktuelle Debatte sehr. Ich selbst besitze seit über 25 Jahren einen Organspende-Ausweis und erachte die doppelte Widerspruchslösung als eine vernünftige Lösung, um grundlegende Verbesserungen bei der Organspende zu erzielen. Die Möglichkeit, entweder persönlich oder durch Angehörige ein ‚Nein‘ auszusprechen, könnte dazu beitragen, dass sich grundsätzlich alle Bürgerinnen und Bürger persönlich mit dem Thema Organspende auseinandersetzen.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen nach Unterschleissheim
Michael Roth