Frage an Michael Link von Nico G. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Link,
schon seit längerem verfolge ich besorgt die Diskussion über gewalthaltige Computerspiele (den Begriff "Killerspiele" werde ich hier nicht benutzen, weil ein solch Populistischer Begriff in einer ernsthaften Diskussion nichts zu suchen hat) und muss feststellen, dass oft Unwahrheiten und hetzerische Parolen geäußert werden.
Ich kann sehr gut verstehen, wenn man der Meinung ist, dass solche Spiele nicht in die Hände von Kinder oder Jugendlichen nichts zu suchen haben, dies ist allerdings mit dem Jugendschutz (usk) geregelt und man sollte aus einem Jugendschutz kein Erwachsenenschutz machen.
Aber genau in diese Richtung entwickelt es sich, wenn der Vorschlag der Innenminister umgesetzt wird.
Es wirkt auf mich so, als ob man dem Volk nur eine schnelle Lösung der Amoklaufproblematik präsentieren will, welche wohl leider keinerlei Wirkung zeigen wird, weil die Auslöser solcher schrecklichen Taten meist ganz woanders liegen.
Es erscheint mir auch sehr übertrieben und erschreckend die Computerspiele mit Kinderpornografie gleichzustellen was mittlerweile aber leider häufig zu hören ist. Solche Äußerungen zeigen mir wie wenig Ahnung einige Politiker von diesem Thema haben
Wie soll hier eine ernsthafte Diskussion entstehen, wenn wenige Politiker eine Vorurteilsfreie Meinung zu diesem Thema haben ?
Ich würde gerne ihren Standpunkt bzw. den ihrer Partei hören.
Danke im vorraus.
mit freundlichen Grüßen
Nico Gysin
Sehr geehrter Herr Gysin,
vielen Dank für Ihre Frage.
Die FDP teilt Ihre Meinung voll und ganz. Wir fordern eine umfangreiche Sachverständigenanhörung zu den verschiedenen eingebrachten Vorschlägen. Es muß sehr genau geprüft werden, welche Maßnahmen tatsächlich mehr Sicherheit versprechen können - das Verbot von Killerspielen oder die reflexhafte Verschärfung des Waffenrechts gehören sicher nicht dazu.
Statt über weitere Verbote nachzudenken, muß vor allem die Einhaltung der bereits bestehenden Gesetze im Fokus stehen. Personell und sachlich besser ausgestattete Waffenkontrollbehörden und besonders Präventionsprojekte zur Unterstützung von Eltern, Schülern und Kommunen müssen in den Blick genommen werden. Doch jenseits aller politischer Forderungen brauchen wir eine Kultur des Hinsehens. Die hinter dem Amoklauf in Winnenden stehenden Probleme sind vielschichtig und berühren Fragen der Gewaltprävention, der Erziehung, des Miteinanders, des Medienkonsums etc. Statt die eigentlichen Ursachen von Gewaltkriminalität anzugehen, werden Nebenschauplätze eröffnet, die vom Versagen der Koalition bei der Bekämpfung der eigentlichen Probleme ablenken sollen. Statt solcher Ablenkungsmanöver muß Gewalt- und Kriminalprävention einen höheren Stellenwert bekommen. Es muß früher und sensibler wahrgenommen werden, wenn sich Kinder, Schüler oder Freunde absondern oder Probleme in sich tragen, die sie nicht alleine bewältigen können.
Wir hoffen, dass die Bundestagswahl am 27. September dazu führt, dass die FDP in einer Regierungskoalition diese fehlgeleitete Verbotspolitik verhindern und ihre sachorientierte Position durchsetzen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Michael Link MdB