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Michael Kruse
FDP
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Frage von Paul E. •

Was ist Ihre Position und die Ihrer Fraktion zur Lieferkettengesetzgebung?

Sehr geehrter Herr Kruse, aus den Medien ist die Darstellung zu hören, Ihre Fraktion wolle das EU-Lieferkettengesetz durch eine Enthaltung im EU-Rat zum Scheitern bringen. Als Begründung habe man pauschal bürokratische Mehr-Belastungen für deutsche Unternehmen angegeben. Dazu interessiert mich:
1. Was ist ihre persönliche Haltung zu dem Thema? Welche bürokratischen Mehrbelastungen halten Sie konkret für nicht vertretbar in diesem Rahmen und (warum) halten Sie es für angemessen, deshalb ein so zentrales Gesetzgebungsprojekt zum Scheitern zu bringen?
2. Unabhängig von Frage 1 bleibt als Fazit, dass Ihre Fraktion Kinder- und Sklavenarbeit in den Lieferketten deutscher Unternehmen weiterhin erlauben möchte, wenn ein Verbot mit beträchtlichem bürokratischem Mehraufwand einherginge. Ich würde davon ausgehen, dass eine Verhinderung von Kinder- und Sklavenarbeit jeden bürokratischen Mehraufwand der Welt wert wräre. Wie ist Ihre Position dazu?

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Antwort von
FDP

Die Lieferkettenrichtlinie zeigt: Die ungebremste Flut an Bürokratie aus Europa muss dringend gestoppt werden. Der Mehrwert Europas liegt in Wohlstand, Frieden und Freiheit, nicht in wirklichkeitsfremder Überbürokratisierung. Wir Freie Demokraten haben uns intensiv in den Verhandlungsprozess eingebracht und Verbesserungsvorschläge zur Richtlinie vorgeschlagen, denn den Schutz der Menschenrechte halten wir als Ziel für unumstößlich. Wer sich aber mit den Details befasst, erkennt schnell, dass das Gesetz weder effektiv Menschenrechte schützt noch sonderlich praktikabel ist. So kann man keine verantwortungsvolle Politik gestalten. Besonders in Zeiten einer angespannten Wirtschaftslage muss mit den Unternehmen, nicht gegen sie gearbeitet werden.

Freier Handel mit der EU und Deutschland ist für die meisten Entwicklungsländer ein riesiges Aufstiegsversprechen und nutzt den Menschenrechten mehr als jede staatliche Entwicklungshilfe. Das Ziel muss sein, es Unternehmen einfacher zu machen, ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachzukommen. Es ist sinnvoller für konkrete Verstöße gegen die Menschenrechte passgenaue Antworten zu finden, als alle Unternehmen aller Branchen unter einen Generalverdacht zu stellen. Die riesige Zahl an verantwortungsvollen deutschen und europäischen Unternehmen bewirkt vor Ort viel Gutes. Ziehen sie sich zurück, haben sie auch keinen positiven Einfluss mehr auf Arbeitsbedingungen, Ausbildung, Umweltstandards und Gesundheitsversorgung.

Ursula von der Leyens bürokratische Richtlinie konterkariert das alles, denn diese Unternehmen werden durch weitreichende Haftungsregeln für sie nicht kontrollierbaren Risiken ausgesetzt. Wenn sich Unternehmen deshalb aus Sorge vor Strafzahlungen aus den Ländern zurückziehen, die von Investitionen aus Deutschland am meisten profitieren, ist niemandem geholfen - im Gegenteil. Es ist davon auszugehen, dass die Marktlücke, die europäische und deutsche Unternehmen hinterlassen, vielfach von jenen Staaten gefüllt wird, die sich nicht an hohe Standards gebunden fühlen. Die teure Bürokratie der Richtlinie kann zusammen mit den überzogenen Haftungsregelungen einen echten Kollateralschaden für die Menschenrechte erzeugen. Das Gesetz ist ein weiterer Stein auf dem Bürokratie-Berg der EU.

Als regierungstragende Fraktion mit Verantwortungsbewusstsein unseren Bürgern und Unternehmern gegenüber sehen wir durch eine Neuregelung dieser Art eine überdimensionierte Bürokratieflut für den deutschen Mittelstand. Die anstehende Wahl des Europäischen Parlaments bietet daher auch die Chance, dieser Fehlentwicklung auf europäische Ebene entgegenzuwirken. Als Freie Demokraten kämpfen wir streitbar in Europa für eine vernünftige Politik.

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