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Michael Joukov
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus H. •

Wie kommt man auf die Idee einer Impfpflicht, wo doch Omikron deutlich harmloser als Delta ist und die in Deutschland aktuell zugelassenen Impfungen schlecht und nur kurzzeitig wirken?

Von der deutschen Politik noch ignoriert, weist alles darauf hin, dass die aktuellen Impfungen gegen Omikron einen schlechten, nur vorübergehenden oder negativen Schutz bieten und dass Omikron zu geringerer Hospitalisierung führt.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130078/COVID-19-Laborstudie-bestaetigt-geringe-Schutzwirkung-der-Impfung-gegen-Omikron
Auch nach RKI-Wochenberichten vom 30.12. (Seite 14) und 6.1. (Seite 25) negative Wirkung: Ungeimpfte weniger betroffen als ihr Anteil an der Bevölkerung.
Wissenschaftler halten es für möglich, dass Omikron zwar ultrainfektiös, aber 100 Mal weniger tödlich ist als Delta (Vergleich mit Grippe)
https://www.dailymail.co.uk/news/article-10358361/Omicron-nearly-100-TIMES-deadly-seasonal-flu-scientists-believe.html
Studie: Omikron ist im Vergleich zu Delta für Ungeimpfte 1,17x ansteckender, für 2x Geimpfte 2,61x ansteckender, für 3x Geimpfte 3,66x ansteckender [S. 1]
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.12.27.21268278v1.full

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage. Zwar legt die Tatsache, dass ein Kölner Bürger einen Landtagsabgeordneten aus BW fragt, den Schluss nahe, dass Sie an einer Antwort wenig interessiert sind, dennoch beantworte ich die Frage gerne. Die Impfpflicht wird zwar im Bundestag diskutiert und höchstwahrscheinlich auch beschlossen werden, und nicht im Landtag meines wunderschönen Bundeslandes. Ich drücke mich allerdings nicht vor der Aufgabe, Klartext von mir zu geben.

Selbstverständlich bieten Impfungen, die vor der Entstehung der Omikron-Variante entwickelt wurden, nicht das optimale Schutzniveau. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis angepasste Impfstoffe entwickelt werden, und das Gesetz zur Impfpflicht wird keinen konkreten Impfstoff festlegen, sondern, wie in derartiger Gesetzgebung üblich auf Ausführungsverordnungen verweisen.

Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass Omikron zunächst (!) bei den Personen „einschlägt“, die im Ausland gewesen sind, und diese sind zwingend mind. zweifach immunisiert, andernfalls könnten sie gar nicht reisen! Aus dem gleichen Grund ist eine Studie aus vergangenem Dezember wissenschaftlich wertvoll, aber im Hinblick auf die Erkenntnis bezüglich der Auswirkungen von Omikron auf die ganze Gesellschaft nicht aussagekräftig. Gestatten Sie mir einen etwas saloppen Vergleich, der keineswegs die Ernsthaftigkeit des Themas unterschätzen soll, aber der Illustration dient: es kämen wirklich wenige auf die Idee, ein Fußballspiel nach 15 Minuten abschließend zu bewerten. Daher dienen alle Studien vor der Dominanz von Omikron der wissenschaftlichen Erkenntnis, aber taugen nicht zur Orientierung.

Bereit im Wochenbericht vom 13. Januar 2022 ist die Lage eindeutig: von den 23 an Omikron Verstorbenen hatten 8 keinen Impfschutz, und 9 keine Auffrischimpfung („Booster“). Bei einem Anteil von knapp 50% der „Geboosterten“ machen diese etwas über 26% der Verstorbenen aus, und der Anteil der Ungeimpften an den Verstorbenen liegt bei knapp 35%, währen sie nur unter 25% der Bevölkerung ausmachen. Siehe: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Gesamt.html

Die Zahlen sind eindeutig: die Impfung wirkt bereits vor der Anpassung spürbar gegen Omikron, und eine Anpassung ist in Vorbereitung. Daher ist die Impfung überaus sinnvoll, und die Impfpflicht dann meines Erachtens unausweichlich, wenn sich die Impfquote nicht auf eine andere Art und Weise steigern lässt.

Freundliche Grüße aus Ulm,

Michael Joukov.

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