Frage an Michael Heinisch von Harald Z. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Heinisch,
Ich hätte 2 Fragen.
1. Die Grünen setzen sich für die Ganztagsschulen etc.ein. Was aus meiner Sicht richtig ist. Trotzdem sind Sie dafür Jugendklubs nicht zu schließen. Wenn ein Nachmittagsangebot durch die Schulen viel besser ist, wozu dann die Jugendclubs ?
2.Sie haben sich für den Erhalt der Kita Spatzenhauis in der Hedwigstr. vor ein paar Jahren eingesetzt. Prima. Aber nun verfällt die Kite langsam. warum wird die Kita nicht saniert?
Sehr geehrter Herr Zientek,
herzlichen Dank für Ihre Fragen.
Zur ersten Frage: Das Ganztagsschulkonzept hat eine hohe Modernität. Junge Menschen haben in Ganztagsschulen gute Lern- und Bildungschancen, viel besser als in Schulen, in denen der Unterricht bis zur frühen Nachmittagszeit komprimiert ist. Jugendarbeit hat jedoch einen ganz anderen Auftrag und Anspruch, nämlich Jugendliche nicht nur formal zu bilden, sondern sie in ihrer ganzheitlichen Entwicklung zu fördern, sie können dort freiwillig und selbstbestimmt tätig werden, Freundschaft mit selbst gewählten Gleichaltrigen und Erwachsenen leben, einüben und gestalten, gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales Engagement erlernen und ausprobieren. Das ist ein völlig anderer Bildungsauftrag als der Bildungsauftrag der Schulen. Ich will unsere Demokratie entwickeln, also brauchen wir Menschen, welche erlernt haben, demokratische Auseinandersetzung zu leben. Diese wird in Jugendfreizeiteinrichtungen ganz hervorragend erlernt. Wer unsere moderne Demokratie entwickeln will, braucht ein starkes System von Jugendfreizeiteinrichtungen. Sinnvoll ist es natürlich, wenn sich Kooperationen zwischen Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen entwickeln, besonders in einem guten Ganztagsschulkonzept. Solche Kooperationen werden jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn beide Partner ihre unterschiedlichen Aufgaben gleichberechtigt wahrnehmen. Schulen den Auftrag der eher formalen Bildung, Jugendarbeit den Auftrag der eher selbstorganisierten nonformalen und informellen Bildung.
Zur zweiten Frage: Die Kita Spatzenhaus in der Hedwigstraße 9-10 in Alt-Hohenschönhausen stand vor einigen Jahren auf der Schließungsliste des Bezirks Lichtenberg. Das linksparteigeführte Bezirksamt wollte die Kita wegen schlechten baulichen Zustands schließen. Da dann ca. 100 Eltern/Kinder ihre Kita-Plätze verloren hätten, entwickelten die Eltern gemeinsam mit mir das Konzept, dort am Standort ein Mehrgenerationenhaus zu errichten - in den leerstehenden Teil der Kita sollten Seniorenwohnungen errichtet werden. Voraussetzung hierfür ist natürlich der Eigentumsübergang der Kita an den künftigen Investor, damit dieser das Vorhaben finanzieren kann. Eigentümer des Grundstücks ist das Bezirksamt Lichtenberg. Der investitionsbereite Investor - in dem ich beruflich Verantwortung habe - betreibt nun zwar die Kindertagesstätte, jedoch hat es das Bezirksamt in den letzten 6 Jahren nicht geschafft, den Verkauf des Grundstücks zu realisieren. Der Investor hatte schließlich im Jahr 2010 einen Antrag auf eine Millionen-Förderung zur Kita-Sanierung gestellt, die Fördermittel hätten den Bezirk keinen einzigen Cent gekostet. Leider hat das Bezirksamt die Zustimmung zu diesem Sanierungskonzept aus unbekannten Gründen verweigert. Der Investor hat nun ein erneutes Sanierungskonzept vorgelegt, dieses sieht die Inanspruchnahme von Fördermitteln für die Errichtung eines Kita-Neubaues auf dem Gelände vor. Im inzwischen sehr maroden Kita-Gebäude könnten dann wie ursprünglich geplant die Seniorenwohnungen errichtet werden. Kinder und ältere Menschen gestalten ihren Alltag gemeinsam - ein solches Projekt würde sehr gut in den Stadtteil und in unsere Stadt passen! Eine sehr gute Vision!
Leider schweigt sich das Bezirksamt zu diesem Vorschlag aus. Da dieses jedoch noch immer Grundstückseigentümer ist, kann es auch diesen Lösungsvorschlag verhindern. Und so wird der Kita-Betrieb in dem durch das Bezirksamt seit Jahrzehnten baulich vernachlässigten Haus aufrecht erhalten. Der Zustand des Hauses wird nicht besser, das Bezirksamt verhindert die Lösungen. Keiner weiß, warum. Es wird Zeit, dass es abgelöst wird. Zum Glück sind ja bald Wahlen. Wenn das Bezirksamt dem Mehrgenerationen-Konzept zustimmt, bin ich optimistisch, dass im Jahr 2012 oder spätestens 2013 die Bauarbeiten endlich beginnen können. Dann wären wieder 100 Kita-Plätze langfristig gerettet.
Freundliche Grüße von Michael Heinisch