Frage an Michael Finkenthei von Jens M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Finkenthei,
die Auswirkungen neuer Seuchen (z. B.: Vogelpest auf Rügen und entspr. Übertragungsfälle auf Menschen in anderen Ländern) haben Sie gerade hautnah erleben müssen.
Die Auswirkungen der Gen-Technik auf den tierischen und menschlichen Organismus sind weitgehend unerforscht (franz. Forscher alarmieren aber, z. B. wegen Auslösung von Magenblutungen in Langzeitstudien).
In MV wird Gen-Saat bereits in großem Umfang freigesetzt; einen Standort in Ihrem Wahlkreis (Amt Gadebusch) benenne ich anhand meiner Unterlagen des: gen-ethischen-Netzwerks e. V.:
19205 Schönfeld, Mühlen Eichsen, Flur 1, Flurstücke:
2,3/1,3/2,3/3,3/4,3/5,3/6,4,5,6,7,8,9,10,48,49,50,51,52,53,54,56,57,58,59,62,233,235,237,238,239,240;
RKI-Meldenummern: 6786-01-0101; 6786-01-0090;
Organismus: Raps; Firma: AgrEvo; Zeitraum bis 2008; Phänotyp; Herbizidresistenz und männlich steril; genehmigt in: 1999; 2000; 2001:
Meine Fragen an Sie:
Übernehmen Sie persönliche und politische Verantwortung für Ihre Mitbürger in MV, die hierdurch unbekannten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden ?
Ist Ihnen diese großflächige Ausbringung in MV überhaupt in dieser enormen Tragweite bekannt ?
Warum haben Sie diese Fakten ihres Wahlkreises in Ihrem Wahlkampf nicht verwendet ?
Hochachtungsvoll
gez.
Jens Maier
Sehr geehrter Herr Maier,
zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, für die Antwort ein wenig länger gebraucht zu haben - zur Zeit bin ich leider selten zu Hause und komme nicht allzu oft an meine Mails.
Es freut mich zu lesen, das Ihnen das Thema Gentechnik wichtig ist. Um Ihre Frage von vorneherein klar zu beantworten - ja, eine Verantwortung dafür, das hier in unserer direkten Umgebung gentechnisch veränderte Kulturpflanzen ausgesät werden, trage ich genauso wie Sie und all diejenigen, die nicht laut genug dagegen waren. Dies ist für mich einer der Gründe dafür, das ich zur Wahl antrete: genau diese Verantwortung will ich mir in Zukunft nicht mehr geben müssen, sondern ich möchte alles getan haben, wozu ich imstande bin.
Die politische Verantwortung trägt jedoch die jetzige Landesregierung, und die können Sie am 17. September als Wähler zur Rechenschaft ziehen.
Da Sie den Wahlkampf sicherlich genau verfolgen, wird Ihnen nicht entgangen sein, das dieser von Seiten des Bündnis 90 / Der Grünen bisher weitgehend im Internet stattfindet. So finden Sie z.B. auf www.gruene-wismar.de schon seit längerem eine Unterschriftenliste zum Thema "gentechnikfreies Mecklenburg Vorpommern".
Bündnis 90 /Die Grünen sind als einzige Partei im Lande der Auffassung, das die Ausbringung von Gentechnisch verändertem Saatgut - sei es als Raps, Mais, oder Kartoffeln - einen nicht wieder gutzumachenden Schaden am Naturkreislauf bedeutet. Einmal ausgebracht, wird sich die Saat ja auch frei vermehren, und vermutlich auch auskreuzen. Es ist noch nicht erwiesen, wo sich die veränderten Gene dieser Pflanzen wiederfinden. Vermutlich freut sich aber darüber der Inhaber der Patente an diesen Änderungen. Denn das der für die Nutzung der von Ihm veränderten Pflanzen später kassieren darf, wo immer er sie findet, dafür sorgt dann ein entsprechendes Copyright (zu dem Grüne auch schon eindeutig Stellung bezogen haben). In dem von ihnen zitierten Fall ist dies zwar nicht direkt so, da sterilen Pflanzen eben die Fortpflanzungsmöglichkeit fehlen sollte, aber auch hier gibt es noch keine abschließende Antwort auf die Frage, wie sich unter anderem die Herbizidresistenz auf das Ökosystem des Umfeldes auswirkt, und welche ihrer Eigenschaften durch die Nahrungskette weitergereicht werden.
Ganz abgesehen davon ist eine gesunde Natur hier im Lande eines der wenigen Pfunde, mit denen wir bisher Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen konnten - im Tourismus genauso wie z.B. als Anbau - und Einkaufsgebiet für Firmen, die biologisch sinnvoll erzeugte Nahrungsmittel aufbereiten und Endverbrauchern anbieten. Der Einsatz von Gentechnik ist hier im höchsten Maße volkswirtschaftlich kontraproduktiv.
Um auf unseren Wahlkampf zurückzukommen - wir sehen wenig Sinn darin, vor Ort auf einzelnen Höfen direkt gegen die Aussaat zu agieren. So etwas trägt nicht zu einem friedlichen Miteinander in den Gemeinden bei, sondern isoliert nur diejenigen, die Produktionsabläufe stören. Wir rufen jedoch seit langem dazu auf, das jeder, der aktiv werden möchte, seinen eigenen, gentechnikfreien Mais in seinem Vorgarten pflanzt. Damit gibt es eine Grundlage, Produzenten von gentechnisch verändertem Mais auf Unterlassung zu verklagen, eben wegen der möglichen Auskreuzung. Gentechnikfreies Saatgut erhalten Sie in kleinen Mengen (hoffentlich noch) bei Bündnis 90/Die Grünen in Schwerin, Großer Moor. Die genaue Adresse finden Sie unter www.gruene-mv.de oder unter www.gruene-werte.de im Netz.
Ich hoffe, Ihre Frage damit ausreichend beantwortet zu haben. Falls nicht, lassen Sie mich das gerne über kandidatenwatch.de wissen, indem Sie weitere Fragen stellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Finkenthei