Familiensplitting - Wieso betrachten Sie das nur monetär?
Sehr geehrte Frau Wegling,
vor einiger Zeit habe ich auf Phönix eine Debatte verfolgt, die mich zutiefst verwirrt hat. Es ging wohl um einen Antrag der AFD, leider habe ich zu spät dazugeschaltet. Ich habe Ihre Ausführungen dazu gehört mit folgenden Punkten:
Kitas sind notwendig, damit beide Elternteile arbeiten gehen können, damit es keine Altersarmut der Frauen gibt ......
Ich bin Betriebswirtin, war für meine Kinder persönlich da und ärgere mich über meine Rente, keine Frage.
Dennoch hätte ich von einer SOZIALPolitikerin auch mal einen Gedanken erwartet, was macht das mit den Kindern, wenn beide Eltern keine Zeit haben? Abends sind Kinder müde und Eltern auch, also wann sollen die Kinder ihre Probelme denn bei den Eltern platzieren?
Einfachste Lösung, der Altersarmut einer Frau vorzubeugen wäre:
Rentenpunkte während der Erziehungszeiten so gewähren, als ob die Frau weiterhin arbeite wie zuvor!
Sie betrachten alles nur aus der finanziellen Seite - bitte denken Sie mal SOZIAL, Danke
Sehr geehrte Frau H.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Zu unserer heutigen Lebensrealität gehört häufig, dass beide Elternteile in Familien arbeiten gehen (müssen). Nur so können in vielen Fällen die Lebenshaltungskosten gedeckt werden.
Neben der wirtschaftlichen Notwendigkeit im Hier und Jetzt ist es darüber hinaus für die Elternteile wichtig, über entsprechende Einzahlungen in die Rentenversicherung auch für das Alter vorzusorgen. Als Finanzpolitikern habe ich mich in meiner Rede vom 01.12.2022 genau auf diese finanziellen Aspekte konzentriert. Da zumeist die Frauen nach der Geburt von Kindern für eine gewisse Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden, möchte ich insbesondere die ihnen dadurch entstehenden finanziellen Folgen stärker in den politischen Fokus rücken.
In meiner Wahrnehmung unternehmen junge Familien große Anstrengungen, um die Vereinbarkeit von Job und Familienleben möglich zu machen. Natürlich spielt die von Ihnen angesprochene Zufriedenheit der Kinder dabei eine große Rolle. Deshalb arbeiten Elternteile häufig in Teilzeit. Diese Rolle nehmen allerdings in den allermeisten Fällen die Frauen ein: Mehr als die Hälfte der in Deutschland erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Der aktuelle Gleichstellungsbericht der Bundesregierung stellt heraus, dass Frauen eigentlich mehr arbeiten möchten und Männer ihre Arbeitszeit zugunsten von Familienzeit reduzieren möchten. Die Hürden, die dieser Anpassung möglicherweise im Wege stehen, möchte ich politisch abbauen.
Als sozialdemokratische Politikerin ist es mir wichtig, dass alle Formen des Zusammenlebens möglich sind. Müttern sollte der Karriereweg offen stehen, Väter sollten sich mehr um ihre Kinder kümmern können. Veraltete Steuerregelungen wie das Ehegattensplitting setzen dabei allerdings die falschen Anreize. Damit es Kindern wie Eltern gut geht, setzt sich die Ampelkoalition unter anderem für eine moderne Kindergrundsicherung, die Stärkung von Kitas und Schulen, aber auch eine Erweiterung der Partnermonate beim Elterngeld ein. Ziel ist es, dass beide Elternteile ein selbstbestimmtes Leben führen, in dem Erwerbs- und Carearbeit nach ihren persönlichen Vorstellungen aufgeteilt werden können.
Mit freundlichen Grüßen,
Melanie Wegling