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Matthias W. Birkwald
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Frage von Stefan R. •

Frage an Matthias W. Birkwald von Stefan R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Wie stehen Sie persönlich zu den Fälschungsvorwürfen an Studien über die Schädlichkeit der Mobilfundstrahlung?
https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1453

Stiftung Warentest hat zur diversen Studien zwar korrekt verlinkt, aber als Fazit Statements abgegeben, die als Verharmlosung kritisiert werden.
https://www.diagnose-funk.org/download.php?field=filename&id=560&class=NewsDownload

Wie groß schätzen Sie persönlich die Gefahr ein, dass solche "Resumees" von Bundestagsabgeordneten ernst genommen und als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden?

Sogar das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bezieht sich auf die "International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection" (ICNIRP). Diese ist jedoch ein privater, in Oberschleißheim eingetragener Verein, der seine Mitglieder selber rekrutiert und Fachleute mit abweichenden Meinungen ausschließt.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/elektrosmog-europa-ignoriert-moegliches-krebsrisiko-von-5g/23855700.html

Stimmen Sie mir zu, dass die biologischen Auswirkungen, die sehr zahlreich auch weit unterhalb unserer Grenzwerte schon festgestellt wurden es dringend erfordern, dass auch die wichtigen 5G-Kritiker als Informationsquellen auch berücksichtigt werden, auch vom BfS ?
https://www.mobilfunk-zukunft.de/grenzwerte/ (Tabelle ganz unten)
Wenn ja: Sehen Sie Möglichkeiten?

Darf es angesichts aller Fakten und Warnungen Ihrer Ansicht nach noch einen Grund geben (welchen), die zahlreichen Forderungen von Experten und renommierten Ärzteverbänden http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu/ nach einem Moratorium für 5G bis zur zweifelsfreien Klärung NICHT sofort umzusetzen ? Jeglicher 5G-Netzausbau vor einer Klärung müsste ja einen wichtigeren Grund haben als der in § 2 GG und § 20a GG gewährleistete Schutz der Bevölkerung und der natürlichen Umwelt.

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr R.,

DIE LINKE im Bundestag unterstützt die Forderungen nach vollflächiger Versorgung mit 5G-Infrastruktur. Es soll jeder Mensch in jedem Dorf und jeder Stadt in Deutschland diese Technologie nutzen können. Wir sind der Meinung, dass jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe an Kommunikation hat.

DIE LINKE nimmt die Sorgen um die Auswirkungen von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung auf Mensch und Natur ebenso ernst. Aus diesem Grund haben wir in einem langjährigen Verfahren dafür sorgen können, dass sich das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) dieses Themas mit einem eigenen Arbeitsbericht widmet. Hier sollen unabhängig aller Beteuerungen des Bundesamtes für Strahlenschutz, nach dem es keine Hinweise auf die Schädlichkeit von HF-Strahlung gäbe, die bekannte Forschung verifiziert und untersucht werden. Der Bericht soll noch 2019 abgeschlossen werden.

Bisherige Evaluationen des aktuellen Forschungsstandes durch die Weltgesundheitsorganisation (https://www.who.int/peh-emf/publications/facts/FS193_German_Aug2015.pdf?ua=1) und der Stiftung Warentest (https://www.test.de/Mobilfunk-Wie-riskant-ist-Handystrahlung-Ein-Faktencheck-5509718-0/) kommen zum Ergebnis, dass es keinen Grund gibt, gesundheitliche Schäden durch die Einführung des Mobilfunkstandards 5G zu erwarten. Rein technisch unterscheiden sich ältere Mobilfunkstandards wie 4G nicht grundlegend von 5G. Trotz allem glauben wir, dass sich der Forschungsstand zu elektromagnetischen Feldern (EMF) und hochfrequenter (HF) Strahlung weiterentwickeln und der Umgang mit Mobilfunktechnologie kontinuierlich wissenschaftlich begleitet werden muss.

Im gemeinsamen Anspruch von Gesundheitsschutz und Informationsfreiheit fordern wir, den Ausbau mit Mobilfunktechnologie angemessen zu reglementieren. Wichtig ist dabei das Verständnis, dass weniger Mobilfunkstationen nicht zwingend zu weniger Strahlenbelastung führen, wie man es vielleicht erwarten würde. Das Gegenteil ist der Fall: ein einzelner Mast, der ein großes Gebiet versorgen soll, muss mit erheblich größerer Sendeleistung arbeiten als ein Mast, der in einem engmaschigen Funknetz integriert ist. Dasselbe gilt für Mobilgeräte: je weiter der nächste Mast entfernt ist, desto größer ist die Sendeleistung des Gerätes am Ohr und in der Hosentasche. Obwohl es paradox klingen mag, fordern wir deshalb mehr statt weniger Sendemasten.

Wir fordern einen schnellen flächendeckenden Glasfaserausbau, damit keine Wohnung auf mobile Kommunikation angewiesen ist und gleichzeitig die Funkzellen über Glasfaser miteinander verbunden sind. Neben erheblicher Verbesserung der Systemsicherheit, Durchsatz und Latenz lässt sich auch so das Strahlungsniveau reduzieren.
Um Mehrfachbelastungen durch mehrere volkswirtschaftlich unsinnige parallel arbeitende Funknetze zu vermeiden, fordert DIE LINKE bereits seit Jahren, dass ein inländisches Roaming eingeführt wird. So könnte etwa in jedem Bundesland nur noch ein einziger Anbieter zum Ausbau verpflichtet werden, eine vollständige Netzabdeckung zu gewährleisten. Dieses Netz sollen dann alle Nutzer*innen per für sie kostenlosem Roaming mitnutzen können. Im Gegenzug muss der Anbieter in anderen Regionen nicht länger die kostenintensive Vollversorgung anstreben. So wird einerseits Strahlenbelastung durch Mehrfachnetze minimiert und gleichzeitig die Kosten für alle erheblich gesenkt.
Wir hoffen, dass der von uns geforderte Bericht des TAB weitere belastbare Studien benennt, die es uns ermöglichen, die anderen Fraktionen dazu zu bewegen, das Vorsorgeprinzip anzuwenden und die Belastung durch Mobilfunktechnologie, Stromtrassen und andere technische Anlagen so weit wie möglich zu minimieren.

Liebe Grüße,

Matthias W. Birkwald

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