Wieso wird keine Reaktivierung der Rheinuferbahn für den SGV in Betracht gezogen, nachdem DB Netz in ihrem Untersuchungsbericht (PEK Strecke 2630) darauf hingewiesen hat?
Sehr geehrter Herr Gastel,
im Plan zur Erhöhung der Schienenwegkapazität (PEK) für den als überlastet erklärten Schienenweg
Hürth-Kalscheuren – Remagen (Strecke 2630) der DB Netz wurde unter Punkt 4.1.5 erwähnt, dass eine Reaktivierung der Rheinuferbahn für den Güterverkehr zwischen Wesseling und Bonn-Bendenfeld als eine der Lösungsmöglichkeit erscheint, um die linke Rheinstrecke weiter zu entlasten. Die Infrastruktur gehört der HGK, welche im Jahr 2003 den Gbf Bonn-Bendenfeld stilllegte. Der Abschnitt zwischen Hersel und Wesseling (7 von den insgesamt 10 Streckenkilometern) sind vollständig für den SGV befahrbar. Der Bahnhof wurde 2003 stillgelegt. In der Stillegungsabgabe beim Land NRW im Jahre 2012 betrugen die Kosten für die Wiederherstellung der Befahrbarkeit ca. 1.500.000,00 €
(ohne Instandsetzung der Zugsicherungsanlagen). Leider ist dieses Vorhaben nach der Stillegung in einen Dornröschenschlaf verfallen.
Mit freundlichen Grüßen
Lukas W.
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Grundsätzlich braucht es für den energieeffizienten und klimafreundlichen Schienengüterverkehr deutlich mehr Kapazitäten. Neben mehr Kapazitäten auf den Hauptkorridoren braucht es auch Ausweichstrecken, sei es für Baustellen, Betriebsstörungen oder zusätzliche Verkehre. Daher fällt auch diese Strecke grundsätzlich in diese Kategorie und könnte für eine Nutzung durch den Schienengüterverkehr in Frage kommen.
Die bisherigen Regierungen haben Bemühungen für Ausweichkorridore und mehr Resilienz im Bahnnetz nur halbherzig vorangetrieben. Für uns Grüne ist klar, dass ohne entsprechende Infrastruktur kein Wachstum auf der Schiene möglich ist. Bisher gibt es jedoch noch keine entsprechenden Programme für die Ausweichstrecken (abgesehen vom Programm elektrische Güterbahn der vorherigen Regierung, das jedoch sehr unambitioniert ausgefallen ist und der Bedeutung des Schienengüterverkehrs nicht gerecht wird). Daher setzen wir uns sowohl finanziell, aber auch bei den Bewertungsmethoden und der strategischen Infrastrukturplanung für den Aufbau eines Ausweichnetzes für den Schienengüterverkehr ein.
Die von Ihnen angefragt Strecke weist zumindest in ihrer räumlichen Lage durchaus das Potential für eine Ausweichstrecke auf, insbesondere für mögliche Umleiterverkehre bei Sperrung der Strecken zwischen Bonn und Brühl bzw. Köln. Kapazitative Entlastungen für den Mittelrhein werden dadurch jedoch weniger erreicht, hier ist insbesondere die Befahrbarkeit der Strecke über Siegen für den kombinierten Verkehr zentral. Bei der von Ihnen genannten Strecke ergibt sich zudem noch der Konflikt mit der Traktion: Die Strecke ist für die Straßenbahn mit 750 V Gleichstrom bespannt. Dies ist für Güterzüge, die auf langen Strecken verkehren, nicht geeignet. Dadurch müssten die Güterzüge mit Dieselloks (oder zukünftig anderen Antriebstechnologien) bespannt werden. Dies ist jedoch für so einen kurzen Abschnitt nur bedingt wirtschaftlich und realisierbar und könnte daher möglicherweise im Falle von Baustellen als temporäre Aufrechterhaltung des Zugangebots angestrebt werden. Dafür wäre eine Befahrbarkeit zwischen Hersel und Bonn - Bendenfeld mit Einbindung auf die Strecke nach Bonn Hbf notwendig.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Gastel