Frage an Matthäus Strebl von Tanja G. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Strebl,
Ihre Antworten in Abgeordnetenwatch vom 5.8.09 und 6.8.09 betr. Leistungen der christlichen Großkirchen enthalten bis auf 2 Ausnahmen keine Zahlen. Warum?
Unter http://www.kirchensteuern.de wurden die Leistungen dieser Kirchen und die Gegenleistungen des Staates vom Verein zur Umwidmung von Kirchensteuern unter Angabe von Zahlen sehr genau beschrieben.
Ein Beispiel: Dort gibt es Zahlen über die Einnahmeverluste des Staates wegen der unbegrenzten steuerlichen Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer.
Wurde der kirchliche Betriebskostenanteil in Hamburg durch Staatskirchenvertrag völlig gestrichen?
Sichert die Missionstätigkeit in den kirchlichen Kindergärten den Kirchen zukünftige Kirchensteuereinnahmen?
Laut Grundgesetz gibt es keine Staatskirche. Welche Bedeutung hat diese Vorschrift für Sie? Werden Sie sich für die Streichung der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer einsetzen oder glauben Sie, daß wir uns diese Einnahmeverluste trotz der Probleme in den Bereichen Schulden, Bildung, Arbeit, Renten usw. noch länger leisten können?
Mit freundlichen Grüßen
Tanja Großmann
Sehr geehrte Frau Großmann,
ich hoffe, Sie sehen es mir nach, wenn ich sage, Sie machen es sich zu einfach. Sie können die Aufgaben der Kirchen nicht einfach auf Zahlen, Steuereinnahmen oder Steuerverluste des Staates reduzieren. Das ist nach meiner festen Überzeugung zu kurz gegriffen. Die Kirchen haben, insbesondere im sozialen Bereich, Aufgaben übernommen, für die sie finanzielle Mittel benötigen. Das ist die eine Seite. Mehr noch aber haben die Kirchen gerade in unserer materialistischen, auseinander fallenden Gesellschaft seelsorgerische Aufgaben zu erfüllen. Es muss doch selbst einem eingefleischten Atheisten zu denken geben, dass auch junge Menschen kirchlich getraut werden wollen, dass sie ihre Kinder taufen lassen. Natürlich und bedauerlicherweise sind die kirchlichen Feiertage für viele inzwischen weniger Feier- als vielmehr freie Tage. Aber in dieser orientierungslosen Zeit finden doch viele in den Kirchen Halt. Nehmen Sie einen Flugzeugabsturz oder den Amoklauf von Winnenden. Trost suchen die Hinterbliebenen, die zuvor von Kirchen nichts wissen wollten, im Gebet, bei den kirchlichen Seelsorgern und nicht bei Chef der Fluglinie oder einem Bürgermeister Es gibt keine Staatskirche in Deutschland, und das ist richtig. Jeder soll nach seiner Facon selig werden, in seiner Kirche oder auch außerhalb. Wenn er aus der Kirche austritt zahlt er keine Kirchensteuer, es entsteht kein „Schaden“ für die Staatskasse. Wir brauchen keine Staatskirche, aber Kirchen. Auch, aber nicht nur, um Kindertagesstätten oder Krankenhäuser zu betrieben. Mehr noch, um den Menschen eine Richtschnur für ethisch-moralisches Verhalten zu geben und damit auch die Grundlagen unseres auf christlichen Traditionen aufgebauten Gemeinwesens zu erhalten. Davon, dass ein Pfarrer dies besser kann als ein staatlich bestallter Sozialtherapeut, bin ich zutiefst überzeugt. Deren Leistungen für die Gemeinschaft lassen sich nicht in Euro und Cent beziffern, sind aber ungemein wichtig.
Fürchtend, dass Sie mir nicht zustimmen, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Matthäus Strebl