Zum „Rentenpaket II“: Mit langfristigen Krediten soll "Generationenkapital“ gebildet und an den Finanzmärkten angelegt werden. Um „die Renten zu stärken". Was passiert, wenn das Modell Verluste macht?
Sehr geehrter Herr Papendieck,
Verdi kritisierte unter anderem: „... Sollten beispielsweise die Zinsen für die Kreditaufnahme, also die Zinsen auf Bundesanleihen, steigen, sinkt der erwartete Gewinn deutlich. Auch ist nicht garantiert, dass der Fonds die erforderlichen 7 Prozent Verzinsung erwirtschaftet. ...“
https://www.verdi.de/++file++65fc4059633181c0a881bf5a/download/Top_03-00_UV_StN%20Rentenpaket%20II-Anlage.pdf (Seite 3)
Das Geld soll beim „Fond für die kerntechnische Entsorgung“ (Kenfo) angelegt werden.
Dieser Fond hat 2022 12,2% Verluste gemacht.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/staatsfonds-deutschland-kenfo-milliardenverlust-100.html
Wie wird der Kenfo kontrolliert? Können Sie mir genauer erklären, wird das Ganze funktionieren soll?
Mit freundlichen Grüßen
Grundsätzlich befürworte ich sowie meine Kolleg*innen der SPD das Generationenkapital als Kapitalmarktkomponente zur Finanzierung der Gesetzlichen Rentenversicherung. Mit der Verabschiedung des sog. Rentenpakets II wird eine Stiftung namens „Generationenkapital“ errichtet, die künftig Darlehen und Vermögenswerte des Bundes renditeorientiert und global diversifiziert am Kapitalmarkt anlegt, um bis Mitte der 2030er-Jahre ein Vermögen von 200 Mrd. Euro aufzubauen. Grundsätzlich funktioniert das „Generationskapital“ wie folgt: Der Bund führt Darlehen zu und überträgt Vermögenswerte an die Stiftung „Generationskapital“, die dann am Kapitalmarkt investiert werden. Die künftigen Kapitalerträge – nach derzeitigen Berechnungen 10 Mrd. Euro pro Jahr – werden genutzt, um den Beitragssatzanstieg der gesetzlichen Rentenversicherung zu dämpfen. Dabei wird in konservativen Prognosen mit einer durchschnittlichen Rendite von 6% gerechnet. Abzüglich der aktuell rund 2,5% Zinsen, zukünftig schätzungsweise durchschnittlich 3%, die der Bund für die Aufnahme von Krediten zahlt, wird letztlich mit einer Rendite für das Generationenkapital von mindestens 3% gerechnet.
Bei dem angesprochenen „Fond für die kerntechnische Entsorgung“ (KENFO) handelt es sich um eine Institution, die bereits global aktiv und passiv Kapitalanlagen unter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien tätigt, um damit die Entsorgung der Atomanlagen zu finanzieren. Um die Stiftung „Generationenkapital“ so zeitnah wie möglich umsetzen und die geplanten Investitionen tätigen zu können, wird der KENFO befristet bis Ende 2026 die Vermögensverwaltung übernehmen.
Hinsichtlich der Profitabilität des KENFO-Fonds gilt zu erwähnen, dass dieser zwar 2022 einen Verlust (wie viele Staatsfonds aufgrund des russischen Angriffskrieges) hinnehmen musste, aber sowohl 2021 eine Rendite von 10,4% als auch 2023 eine Rekordrendite von 11,1% erwirtschaftet hat. Demensprechend lässt sich hier eine klare positive Tendenz erkennen.
Als gutes und konstantes Beispiel, mit welcher Rendite am Kapitalmarkt zu rechnen ist, ist hier der MSCI World hervorzuheben, der über die letzten 40 Jahren eine Rendite von durchschnittlich rund 8% erwirtschaftet hat. An dieser Stelle ist ein Link zum Rendite-Dreieck des MSCI-World beigefügt, bei dem nochmal die Informationen kompakt aufbereitet sind: https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/231231_MSCI_World-Rendite-Dreick_50_Jahre_Sparplan_Web.pdf
Im aktuellen Gesetzentwurf ist aus Sicht der SPD noch Handlungsbedarf hinsichtlich der Kontrolle der Stiftung „Generationenkapital“. Das Kuratorium ist nach dem derzeitigen Entwurf mit Vertretern des BMF, BMAS und BMWK besetzt. Aus unserer Sicht sollten im Kuratorium – analog zum Kuratorium des KENFO –, auch Mitglieder des Bundestages vertreten sein. Dafür setzen wir uns in weiteren Verhandlungen zu dem Sachverhalt ein.