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Martina Hamich
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Frage von Nick E. •

Inwiefern ist der Mietpreisdeckel förderlich für die langfristige Miet-Wohnraum-Entwicklung?

Hallo Frau Hamich,

ich frage mich, inwiefern ein Mietpreisdeckel gepaart mit Enteignungen unter Marktwert (bspw. von "Deutsche Wohnen"), langfristig einen positiven Einfluss auf die Wohnungsknappheit im Land haben soll.

Für mich hört sich das nach einem absoluten Attraktivitätskiller für den privaten Wohnungsbau an, der kurz bis mittelfristig entlasten mag, langfristig aber, besonders für Mittel- und Besserverdiener, den Wohnungsmarkt eher weiter beschneidet, gerade wenn es um attraktiven Wohnraum geht.

Ich befürchte, dass neue Investitionen massiv zurückgehen würden und die gedeckelten Wohnungen (dann teilweise sogar in staatlicher Hand), langfristig eher auf Sozialwohnbau-Niveau a la "Hauptsache ein Dach über dem Kopf" notieren, anstatt attraktive Wohnungen bezahlbar für den Durchschnittsverdiener zu machen.

Ich habe nie verstanden, wie die Linke sich das vorstellt, vielen Dank!

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Antwort von
Die Linke

Guten Tag, 

vielen Dank für Ihre Frage, die ich hiermit gern beantworte: 

Ein Mietpreisdeckel ist ein notwendiges Instrument, um den dramatischen Anstieg der Mieten zu stoppen und Wohnen als Grundrecht zu sichern. Die Erfahrungen mit dem Berliner Mietendeckel haben gezeigt, dass eine wirksame Regulierung Mieter*innen spürbar entlasten kann. Der Wohnungsmarkt darf nicht allein den Profitinteressen großer Immobilienkonzerne überlassen werden, sondern muss im Sinne der Allgemeinheit gestaltet werden.

Langfristige Auswirkungen auf die Wohnraum-Entwicklung:
Ein Mietendeckel in Kombination mit einer aktiven staatlichen Wohnraumpolitik kann langfristig sogar stabilisierend wirken. Denn:

  1. Öffentliche Wohnungsbestände ausbauen: Enteignungen großer Konzerne wie "Deutsche Wohnen" unter marktgerechter Entschädigung sind kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Wohnungen dauerhaft dem Spekulationsmarkt zu entziehen und zu sozialverträglichen Mieten anzubieten. Die Erfahrung zeigt, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften langfristig stabile, bezahlbare und qualitativ angemessene Wohnungen bereitstellen können.
  2. Förderung gemeinwohlorientierten Bauens: Private Investitionen sind nicht der einzige Weg, um Wohnraum zu schaffen. Der Staat kann durch gezielte Förderung von Genossenschaften, kommunalen Baugesellschaften und nicht-profitorientierten Wohnprojekten für attraktiven und bezahlbaren Wohnraum sorgen.
  3. Regulierung verhindert nicht Neubau: Ein Mietpreisdeckel betrifft in der Regel bestehende Wohnungen, nicht den Neubau. Zudem kann eine kluge Regulierung Investoren weiterhin Anreize bieten, etwa durch gezielte Förderungen für sozialen Wohnungsbau und eine gerechtere Bodenpolitik.
  4. Attraktivität von Wohnraum sichern: Ein starker öffentlicher Wohnungsbestand bedeutet nicht automatisch schlechte Wohnqualität. Skandinavische Länder zeigen, dass gemeinwohlorientierte Wohnungswirtschaft hohe Standards bei sozialer Durchmischung, Nachhaltigkeit und Lebensqualität setzen kann.

Kurzfristig mag ein Mietendeckel Investoren abschrecken, die auf hohe Renditen setzen. Langfristig führt er aber zu mehr Stabilität und bezahlbarem Wohnraum für alle – auch für Mittelverdiener*innen. Der Staat darf den Wohnungsmarkt nicht allein dem Profitinteresse überlassen, sondern muss durch Regulierung, Förderung und öffentliche Investitionen aktiv steuern.

Beste Grüße
Martina Hamich