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Martina Bunge
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Frage von Ralf B. •

Frage an Martina Bunge von Ralf B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Bunge!

Mein Name ist Ralf Bettker, ich lebe in Düsseldorf (meiner Abgeordneten habe ich bereits die gleiche Frage gestellt und harre noch einer Antwort) und bin angehender Allgemeinmediziner, meine Facharztprüfung wird frühestens Ende nächsten Jahres sein.
In solch einer Situation mache ich mir natürlich Gedanken über meine berufliche längerfristige Zukunft.
Als zukünftiger Hausarzt wird mein Wunsch leider zunehmend kleiner, eine eigene "selbständige" Praxistätigkeit anzustreben (auch nicht in Zusammenarbeit mit mind. einem Kollegen oder einer Kollegin). Die Rahmenbedingungen, sei es nun in Düsseldorf oder im ländlichen Umfeld,sind dafür meines Erachtens einfach zu schlecht - und besser scheinen sie nicht zu werden.

Vielleicht haben Sie sich schon einmal ansatzweise in das Vergütungssystem eingelesen: pro Quartal stehen einem Allgemeinarzt in Düsseldorf (bzw. im Bereich Nordrhein generell) etwas über 600.000 Punkte zu. Bei einem Punktwert von 3,5 Cent (ab 2009) sind das 21.000 Euro pro Quartal, also dementsprechend 7.000 Euro pro Monat. Nach dem Erfahrungsaustausch mit einigen Kollegen kann man für Praxismiete, Personal und Material rund 50% abziehen. Somit bleiben 3.500 Euro brutto, bei Mitgliedschaft der GKV fallen bald 15,5% an, Rentenversicherung etc. kommen dazu.

Als Assistenzarzt in einem Krankenhaus würde ich mehr verdienen, als Arzt in einem Wirtschaftsunternehmen sowieso deutlich mehr.

Warum also sollte ich mich dem Risiko einer angeblich selbständigen Tätigkeit aussetzen (schließlich ist der Arzt der einzig mir bekannte "freie" Beruf, dem vorgeschrieben, wieviel er maximal verdienen darf)? Die Entlohnung mit den 3,5 Cent/Punkt ist ja auch nicht 100% sicher.

Es entspricht nicht meinem Arztbild, nur für die Besserverdienenden dazusein, aber wenn ich eine geplante Familie ernähren will, sind meine Ideale nicht entscheidend.

Warum sollte ich mich später niederlassen? Wäre das finanziell klug, so als ganz normaler Hausarzt?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Bettker,

vielen Dank für Ihre Frage zur Honorierung von Allgemeinärzten im Bereich Nordrhein.

Mit den neuen Honorarvereinbarungen taucht eine große Unsicherheit bezüglich der Honorierung auf. Dies spiegelt sich in zahlreichen Briefen wider, die ich von Ärzten der verschiedensten Fachrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet erhalte. Die neue Honorierung hat sich noch nicht eingespielt und mögliche Schwachstellen werden sich vermutlich erst im Laufe der Zeit zeigen und müssen dann korrigiert werden. Eine Hilfe dazu bietet die Konvergenzphase, die vom Bewertungsausschuss beschlossen wurde und für die Ärzte für eine Übergangszeit bis Ende 2010 eine höhere Verlässlichkeit der Einnahmen bieten soll und den Kassenärztlichen Vereinigungen die Möglichkeit gibt, die Honorierung freier und damit gerechter zu gestalten. Ich hoffe sehr, dass die neuen Freiheiten von den Kassenärztlichen Vereinigungen genutzt werden. Diese bieten vor allem auch die Möglichkeit, die neue Honorierung zu erproben.
Ich gebe zu bedenken, dass auch das vorherige Vergütungssystem nicht gerecht war. Wird durch die jetzige Honorarreform einer Gruppe von Ärzten mehr Honorar zugeteilt, dann fehlt es einer anderen Gruppe. Ob dies gerechter ist muss sich zeigen. Nach meiner Ansicht sollten die Honorare aber gerecht verteilt werden. Für mich ist es nicht nachzuvollziehen, dass ein Radiologe im Durchschnitt 230 000€ verdient hat und ein Kinderarzt 110 000€. Ebenso ist es nicht gerecht, dass einige Hausärzte gut verdienen und andere, trotz hohem Engagements und Aufwands nur knapp über die Runden kommen.

Nun aber zu Ihren Honorarerwartungen: Bei Ihren Berechnungen eines zukünftigen Honorars fällt mir auf, dass sie ausschließlich die Regelleitungen aufgeführt haben. Diese machen aber nur einen Teil der Einnahmen aus. Auf der Internetseite der KV-Nordrhein finden Sie die entsprechenden Werte und Zahlen, die für das erste Quartal 2009 gelten würden. Sie finden dort auch die Berechnung dargelegt.

Grundsätzlich ergibt sich das Honorar aus 3 Komponenten:

1. den "freien Leistungen"
2. den "Zuschlagsleistungen"
3. dem "Regelleistungsvolumen"

In Ihre Berechnungen ist nur das Regelleistungsvolumen eingeflossen und die Einnahmen daraus sind eher unterschätzt. Der Fallwert für einen Allgemeinarzt beträgt im Einzugsgebiet der KV Nord-Rhein 35,68 €. Die durchschnittliche Fallzahl beträgt 822,5. Wenn Sie also diese Fallzahl im Quartal des Vorjahres bisher erreicht haben (und bei Eröffnung einer Praxis wird auch die durchschnittliche Fallzahl angenommen), können Sie Regelleistungen bis zu ca. 30 000 € pro Quartal abrechnen. Zu diesem Volumen können außerhalb eines Budgets beispielsweise Leistungen der Prävention abgerechnet werden (Freie Leistungen) und Zuschlagsleistungen, darunter fallen beispielsweise Sonografien.

Durch die neue Honorierung kommt es offensichtlich zu Verschiebungen der Honorare zwischen den Arztgruppen. Damit gibt es Gewinner und Verlierer dieser Honorarreform. Wie sich dies genau in den verschiedensten Bundesländern ausgestaltet, ist meines Erachtens bisher nicht zu überblicken.
Meine Fraktion DIE LINKE wird sich aber für eine gerechte Honorarverteilung stark machen.

Zuletzt möchte ich Ihnen keine Ratschläge für Ihre zukünftige Berufsausübung geben. Dennoch denke ich, dass der niedergelassene Arzt im Durchschnitt gut verdient. Die Ärzte, die mit großen Engagement viel arbeiten und nur knapp über die Runde kommen, müssen sicher besser honoriert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge