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Martina Bunge
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Frage von Bettina S. •

Frage an Martina Bunge von Bettina S. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Bunge,
kurze Vorgeschichte:
Ich lebe seit ca. 6 Jahren mit einem Mann zusammen, der zwei Kinder aus erster Beziehung hat und für beide Monat für Monat einen hohen Unterhalt zahlt, der ihn an das Existenzminimum treibt. Vor 3 Jahren wurde unser gemeinsames Kind geboren. Ich konnte nicht einmal ein volles Erziehungsjahr zu Hause bleiben und unser Kind richtig aufwachsen sehen, da ich dazu gezwungen war, Geld dazuzuverdienen, um dem Kind Sachen etc. zu kaufen, weil der Unterhalt für die anderen beiden Kinder so hoch ist.
Auch können die beiden Kinder aus erster Beziehung viel besser leben, da die Mutter für Beide mit staatlichem Kindergeld plus Unterhaltszahlungen monatlich knapp 900 Euro zur Verfügung hat und dazu auch noch Einkünfte aus selbstständiger Arbeit.
Wir als Zweitfamilie haben nicht mal 600 Euro monatlich zur Verfügung (2 Erwachsene und 1 Kind), obwohl ich auch 6 Std. täglich arbeiten gehe! Urlaub und gute Anziehsachen gibt es für uns nicht. – Dies wird sich wohl auch vorerst nicht ändern, wenn man bedenkt, wie lange Väter nur „Zahlväter“ sind.
Sind wir als Zweitfamilie eine Familie 2.Klasse? Ist unser gemeinsames Kind ein Kind 2.Klasse?
Was soll ich unserem Kind sagen, wenn es fragt, wann wir endlich mal in Urlaub fahren, da die beiden anderen Kinder ja erzählen, dass sie z.B. auf Ibiza und in der Türkei waren?

1. Wann und was wollen Sie in Zukunft für Zweitfamilien tun?
Bleiben wir etwa immer diejenigen, die auf alles verzichten müssen?
2. Wohin werden Väter getrieben, die so viel Unterhalt zahlen müssen?
Haben sie kein Recht auf eine neue Familie, da dies finanziell nicht machbar ist?
3. Was heißt bei Ihnen „Familienpolitik“?
Sind wir als Zweitfamilie denn keine Familie?

Ein Vater, der regelmäßig den Unterhalt zahlt, kann seine erstgeborenen Kinder bald nicht mehr zu sich nehmen, da das Geld für die Umgangsfahrten nicht mehr da ist. Soll damit erreicht werden, dass sich die Kinder vom Vater und den „Halb“-Geschwistern entfremden und ganz den Kontakt aufgeben.
Wozu gibt es gemeinsames Sorgerecht, wenn die/der Alltagssorgeberechtigte sowieso über alle (eigentlichen) Pflichten hinweggucken kann (z.B. keine Auskunft zum Gesundheitszustand, schulische Sachen, Aufenthaltsgeschichten)?
4. Wie wollen Sie das gemeinsame Sorgerecht gerechter gestalten und damit Vätern an der gewollten Erziehung teilhaben lassen?

Zu all den Fragen habe ich bisher nie konkrete Auskünfte bekommen. – Ich hoffe daher, dass sie auch an die Anliegen der vielen Zweitfamilien gedacht haben!? Oder werde ich auch diesmal wieder enttäuscht???
Ich glaube, dass meine Fragen für viele „Zweit“-Frauen und Trennungsväter im Lande für eine Wahl wichtig sind.

Freundlichst
Bettina Schmidt

Portrait von Martina Bunge
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Schmidt,

bitte entschuldigen Sie, dass Sie auf meine Antwort auf ihre Frage so lange warten mussten.

Ich stimme Ihnen zu, dass die Regelungen zur Sicherung von Zweitfamilien unzureichend sind. Insbesondere dann, wenn das Geld, das verteilt werden soll, knapp ist.

Deshalb trete ich wie auch meine Partei dafür ein, dass zu allererst die eigenständige Sicherung von Kindern verbessert wird. Wir schlagen beispielsweise ein Kindergeld von 250 ? vor, darüber hinaus die Freistellung von den Kita-Gebühren für finanziell schwache Familien.

Mit Genugtuung habe ich vernommen, dass die Bundesjustizministerin in der letzten Kabinettssitzung noch einen Gesetzentwurf zur Änderung des Unterhaltsrechts eingebracht hat. Darin soll die Rangfolge des Unterhaltsanspruchs neu geregelt werden und künftig Kinder Vorrang vor anderen Unterhaltsberechtigten sowie geschiedene und derzeitig Partner gleichgestellt werden.

Wenn ich nach der Wahl dem Bundestag angehören sollte, werde ich mich dafür plädieren, dass dieser Gesetzentwurf nicht in der Versenkung verschwindet und mich aktiv in dessen Ausgestaltung einmischen.

Aus Ihren kurzen Schilderungen entnehme ich eine besonders prekäre Lage Ihrer Familie. Daraus erwächst meine Frage, ob Sie wirklich alle derzeit möglichen Hilfemöglichkeiten, z. B. über ergänzende Sozialhilfe ausgeschöpft haben? Haben Sie konkreten Ratschlag vor Ort gesucht?

Für die Zukunft wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie alles Gute

Martina Bunge