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Martina Bunge
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Frage von Heike R. •

Frage an Martina Bunge von Heike R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Bunge,

ein Freund von uns hat eine russische Ärztin geheiratet, die in Moskau als promovierte Internistin in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Sie hat hier, scheint es, keine Möglichkeit in Ihrem Abschluss anerkannt zu werden und damit eine Anstellung zu finden.
Gleichzeitig hatte ein befreundeter US-amerikanischer Arzt (ebenfalls Internist) keine Probleme seiner beruflichen Anerkennung. Wenn wir gemeinsam zusammen sitzen gesteht er neidlos ein, dass unsere gemeinsame russische Bekannte fachlich weitaus versierter und erfahrener ist als er.
Was ist für die so unterschiedliche Bewertung von Qualifikationen durch deutsche Behörden der Grund?

Mit freundlichem Gruß
Heike Rogall

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Rogoll,

vielen Dank für Ihre Frage.

Einen inhaltlichen Grund gibt es für die mangelnde Anerkennung von Ausbildungen und Abschlüssen nicht. Aber es sind nicht immer transparente Verfahren für eine Anerkennung der Berufsabschlüsse geschaffen. Bei Ärztinnen und Ärzten liegt das Verfahren bei den Ärztekammern. Leider fehlt es dort oft an klaren transparenten Regelungen für die Anerkennung. In einzelnen Bundesländern gibt es Projekte für die Anerkennung der Qualifikationen von Ärztinnen und Ärzte, bspw. Brandenburg. Es kommt aber darauf an, bundeseinheitliche Regelungen zu schaffen. Die Fraktion DIE LINKE hat sich in der letzten Legislaturperiode intensiv für eine bessere Anerkennung internationaler Schul- Bildungs- und Berufsabschlüsse bemüht. Sie hat dazu einen Antrag eingereicht: http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7704866691_1607109.pdf

Leider wurde dieser Antrag mit den Stimmen der damaligen Regierungskoalition und der FDP abgelehnt: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/117/1611732.pdf

Obwohl bereits lange angekündigt - zuletzt im Oktober 2008 als sich die Bundesregierung und die Regierungschefs der Länder auf umfassende Weiterentwicklungen des Bildungssystems mit der "Dresdner Erklärung" einigten: http://www.bundestag.de/dasparlament/2009/44/Beilage/004.html - ist bislang nichts für eine bessere Anerkennung der Bildungsabschlüsse geschehen.

Nun kündigt auch diese Regierung wieder an, etwas bei den Anerkennungen der Qualifikationen zu verbessern. Leider steht auch dort die Anerkennung von Qualifikationen vor allem im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Die Anerkennung von Bildung von Migrantinnen und Migranten ist aber mehr als das. Es geht um die Anerkennung von Lebensleistungen und damit um Berufschancen, Partizipationsmöglichkeiten und damit auch das Selbstbewusstsein, das Selbstbild von Einwanderinnen und Einwanderern.

Daher hat meine Fraktion erneut einen Antrag zur Anerkennung von Bildungsabschlüssen eingereicht: http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7786460931_1700117.pdf

Wir denken, dass wir mit unserem Antrag der berechtigten Bedürfnissen von Migrantinnen und Migranten nach einem transparenten Anerkennungsverfahren unabhängig von der Staatszugehörigkeit gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge