Frage an Martin Rivoir von Claudia S.
Lieber Herr Rivoir,
Sie haben geschrieben (23.02.2016),
"Identifizieren sich ohne Leitbild vielleicht nur 40 bis 50% mit ihrer Hochschule, so wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich mit Hilfe eines guten Leitbildprozesses 70 oder gar 80% ihrer Mitglieder mit der Hochschule identifizieren...".
Stützt sich Ihre Aussage auf eine empirische Untersuchung, oder ist das eine subjektive Einschätzung/Hoffnung von Ihnen?
An unserer Hochschule wäre der "Leitbildprozess" fast gescheitert. Viele sind der Meinung gewesen, dass eine Hochschule, keine Weltanschauungsgemeinschaft sein muss. Glauben Sie nicht, dass weltanschaulicher Pluralismus besser zu unserer Verfassung passt und letztlich auch für das selbstständige Denken der Studierenden anregender ist?
LG, C. S.
Liebe Frau S.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Leitbild an Hochschulen.
Es tut mir leid, dass der Leitbildprozess an Ihrer Hochschule nicht wie erhofft verlaufen ist. Aus Erfahrungsberichten einiger Hochschulen kenne ich eher Erfolgsmeldungen und als Resultat einen höheren Identifikationsgrad mit der Hochschule. Sie sehen, die von mir in einer anderen Antwort angegebene Einschätzung ist sehr subjektiv und resultiert nicht aus einer empirischen Untersuchung.
Hier empfehle ich Ihnen gern aus der Schriftreihe Hochschulpolitik - die Veröffentlichung von Angela Borgwardt - Profilbildung jenseits der Exzellenz - neue Leitbilder für Hochschulen (http://library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/09639.pdf). Hier wird aus meiner Sicht sehr gut deutlich, dass das Leitbild einer Hochschule nicht unbedingt das Ergebnis einer Weltanschauungsgemeinschaft ist, sondern vielmehr die Grundlage für Profilbildung und Orientierung einer Hochschule bilden kann, entwickelt von Menschen, die einen zukunftsgerichteten Weg mit ihrer Hochschule gehen wollen - als Mitarbeitende und Professoren, aber auch als Studierende.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Rivoir MdL