Frage an Markus Rösler von Harald V. bezüglich Energie
die Grünen standen immer für den Ausbau regenerativer Energie.
Warum haben die Grünen im Bundesrat dafür gestimmt, dass den Import von Frackinggas aus den USA ermöglicht?
Zum Nachsehen: 978. Sitzung, am Freitag 07. Juni 2019 – TOP 27
Werter Herr Vauk,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht aus Bayerischen Füssen. Spannend, daß sich auch dort Menschen für meine politischen Einstellungen als baden-württembergischer MdL und Kandidat interessieren.
Sie haben ein auch tatsächlich schwieriges Thema angesprochen, in dem Versorgungssicherheit, Energiewende, Klimaschutz, internationale Kooperationen ineinander spielen.
Aber lassen Sie es mich gleich vorweg sagen:
Mit der Zustimmung Baden-Württembergs zu der von Ihnen genannten Verordnung war ich persönlich nicht glücklich.
Begründet wurde die Entscheidung vor allem mit der Versorgungssicherheit von Baden-Württemberg.
Wir hängen hier im "Ländle" im Augenblick an einer einzigen Leitung aus Genua. Eine zweite Leitung ist in Überprüfung. Und in Genua kann theoretisch - muss aber keinesfalls und ist wohl derzeit auch nicht der Fall - Fracking-Gas aus den USA angelandet werden.
Das wäre natürlich - ganz wie Sie schreiben - unerwünscht.
Unabhängig davon:
Klar ist und bleibt natürlich: Wir Grüne wollen weg von fossilen Energieträgern, und das so schnell wie möglich, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden und unter Berücksichtigung aller "Nebeneffekte".
Nach wie vor gilt uneingeschränkt:
Wir GRÜNE und auch ich persönlich stehen für den Ausbau der regenerativen Energien. Der Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien liegt heute im Südwesten fast doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. Nach dem Atomausstieg bzw. im Vorgriff auf den Kohleausstieg muss die Versorgung in Baden-Württemberg natürlich weiterhin gewährleistet sein. Wir setzen uns im Bund für einen Kohleausstieg bis 2030 ein, die Gewährleistung hoher Versorgungssicherheit vorausgesetzt. Wir streben an, diese soweit es geht mit Erneuerbaren Energien sicherzustellen.
Hier gibt es noch viel Potenzial für den Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Mir persönlich am wichtigsten und zukunftsfähigsten erscheint hierbei die Solarenergie. PV auf möglichst allen Dächern insbesondere auch bestehender Gewerbegebäude (es sei denn, es gibt Dachbegrünungen, die aus Gründen des Mikroklimas durchaus auch Vorrang besitzen können).
Auch die Agri-Photovoltaik mit ihren senkrecht stehenden Elementen und der Option, "zwischendrin" weiterhin Landwirtschaft zu betreiben, besitzt Potenzial.
Auch bei der E-Mobilität sehe ich - geradezu zwingend - eine dezentrale Stromversorgung auf Basis von Ladestationen mit PV als Mittel der Zukunft an.
Und selbst auf Baggerseen und bei rekultivierten Steinbrüchen wie z.B. hier in Vaihingen/Enz bei mir schon umgesetzt - gibt es Potenziale, die wir - natürlich in Abstimmung mit dem Naturschutz - noch heben können und sollten.
Wir wollen Flächen an Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnen noch verstärkter für Photovoltaik-Freiflächenanlagen nutzen, auch an Lärmschutzwänden. Dafür werden wir uns im Bund für eine Änderung der bislang restriktiven Abstandsregeln einsetzen.
Darüber hinaus wollen wir die Windkraft ausbauen, die die letzten zwei Jahre massiv unter unnötigen Restriktionen auf Bundesebene gelitten hat.
Biogas, Wasserkraft und Geothermie werden ihre ergänzende Rolle dazu spielen.
In unserem Wahlprogramm www.gruene-bw.de/wp-content/uploads/2021/01/GrueneBW-Landtagswahlprogramm-2021-Wachsen-wir-ueber-uns-hinaus.pdf finden Sie auf den Seiten 13ff auch Aussagen zu unseren bisherigen Erfolgen, ab S. 22 dann detaillierte und konkrete Vorschläge zur Stärkung der regenerativen Energien.
Nochmals vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an der Politik der Grünen in Baden-Württemberg.
Herzliche Grüße
Ihr Markus Rösler