Frage an Markus Rinderspacher von Yvonne G. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Rinderspacher,
mit Fassungslosigkeit musste ich zur Kenntnis nehmen, dass eine Wiederbesetzungssperre bei Beamten von einem Jahr geplant ist! WER bitte, soll denn auch noch diese zusätzliche Arbeit leisten?!
Wir Beamten in der Bewährungshilfe Bayern (Dipl.-Sozialpädagogen) sind seit Jahren überlastet, könnten mit 30-40 "Fällen" vernünftig und erfolgsorientiert arbeiten, in der Realität hat jeder von uns derzeit um die 90 Menschen zu kontrollieren und betreuen!!!
Das ist schon wahrer Irrsinn und dabei gilt es zu bedenken, dass z.B. psychische Störungen bei Straftätern und völlig perspektivlose, nie sozialisierte Jugendliche rasant zunehmen. Ganz zu schweigen von den zusätzlich zu erwartenden gefährlichen Probanden, die aus der Sicherungsverwahrung kommen (werden)!
Falls Sie Zeit und Interesse an unserer Arbeit haben, können Sie gerne einen Blick in "unsere", vom Ministerium forcierten sogenannten Qualitätsstandards werfen: http://www.justiz.bayern.de/imperia/md/content/stmj_internet/gerichte/oberlandesgerichte/muenchen/qualit_ts__und_dokumentationsstandards.pdf
Oder aber Sie fragen BewährungshelferInnen, die das fachliche Gespräch mit z.T. gefährlichen Menschen und mögliche Verhaltensänderungen nach wie vor für den Kern ihrer Arbeit halten.
Ich verweise auf die Stellungnahme der ABB e.V.:
http://www.bewaehrungshilfe-bayern.de/
Soll die Losung "Sicherheit für die Bevölkerung" nicht zur völligen Farce verkommen, ist MEHR qualifiziertes Personal unabdinglich!
Mit freundlichen Grüßen
Grasser
Sehr geehrte Frau Grasser,
vielen Dank für Ihr Mail von heute 10.28 Uhr.
Immer wieder hat die SPD-Landtagsfraktion in den letzten Jahren im Interesse der Inneren Sicherheit auf die von Ihnen beschriebenen Mißstände hingewiesen. Bei den Haushaltsverhandlungen 2009/2010 haben wir u.a. weitere Stellen für BewährungshelferInnen entweder in der BesGr A 9 (Sozialinspektoren, Sozialinspektorinnen) oder in der EGr E 10 TV-L gefordert, jedoch war unser Antrag von der CSU/FDP-Regierungsmehrheit abgelehnt worden.
Die Qualitätsstandards in der Bewährungshilfe in Bayern sind seit 01.01.2008 verbindlich eingeführt. Qualitätsstandards garantieren unter anderem die "Beobachtung der Lebensführung" aller Probandinnen und Probanden, bei Risikoprobanden ein erweitertes, besonderes Risikomanagement zur Rückfallvermeidung. Diese höheren Sicherheitsstandards, z. B. die intensivierte Zusammenarbeit mit anderen Stellen (Runde Tische, Zusammenarbeit mit HEADS-Ansprechpartnern, genau geplante Entlassungsvorbereitungen) erfordern aber auch mehr Zeit und einen höheren Arbeitsaufwand.
Die Zunahme von unbefristeten Führungsaufsichten bindet langfristig Personal an einen Fall und trägt zur weiteren Fallzahlensteigerung und Arbeitsintensität bei. Der Umgang mit Jugendgewalt erfordert Gruppen- und Projektarbeit, Antigewalttraining, eine gegebenenfalls notwendige Intensivbetreuung und Kontrolle der auffälligen Jugendlichen sowie eine gute Netzwerkbildung mit anderen Beteiligten. Alle diese Maßnahmen brauchen Zeit und Ressourcen, die bei der derzeitigen personellen Ausstattung der Bewährungshilfe nicht gegeben sind.
Eine angemessen ausgestattete Bewährungshilfe ist maßgeblich, um die Rückfallquoten zu senken und die innere Sicherheit zu erhöhen.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Rinderpacher
MdL