Markus Rinderspacher
Markus Rinderspacher
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Frage von Jay S. •

Frage an Markus Rinderspacher von Jay S. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Blume,

heute kam es am Stachus in München zu einem Notfalleinsatz, der zur Sperrung des S-Bahn-Stammstrecke geführt hat.
Ich finde es richtig, dass den verletzten geholfen wurde. Das die S-Bahn nicht weiterfahren konnte, ist ebenfalls richtig.
http://www.merkur-online.de/nachrichten/muenchen/notarzt-einsatzam-stachus-stoerung-aufs-bahn-stammstrecke-930525.html

Da die S-Bahnstammstrecke gesperrt und die U5 u.a. durch die Wiesn, eigene Betriebsstörung und Berufsverkehr ebenfalls Probleme hatte, finde ich es unerträglich, dass die S-Bahn München es nicht schafft zumindest eine S-Bahn über die 2. bestehende Stammstrecke (Südring) fahren zu lassen.
Dies hätte bei einem evtl. Halt am Haimeranplatz oder an der Poccistr. auch zu einer Entlastung für die Wiesnbesucher geführt.

Sind Ihnen Gründe bekannt, warum die S-Bahn-München den Südring auch in Notfällen nicht nutzen will?

Mit freundlichen Grüßen

Scharff

Markus Rinderspacher
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Scharff,

entschuldigen Sie bitte die verzögerte Antwort, jedoch erforderte Ihre Frage eine recht umfangreiche Recherche.

Am 23.09.2010 kam es nach einem Notarzteinsatz im Bereich Karlsplatz/Stachus zu einer Streckensperrung der S-Bahn-Stammstrecke. Nachdem es an diesem Tag auch am Ostbahnhof zu einer Störung gekommen war, war der Betriebsablauf so stark beeinträchtigt, dass die S-Bahn München ein Notprogramm einleitete.

Vor einigen Jahren hat die S-Bahn München ein Störfallkonzept entwickelt. Dazu gehören eine Reihe von festgelegten Änderungen (Notprogramme) für die unterschiedlichsten Störfälle. Die Störkonzepte mit einheitlichen Regelungen haben den großen Vorteil, dass trotz der kompletten oder teilweisen Sperrung der Stammstrecke Pasing - Ostbahnhof der Verkehr auf den Außenästen - auf denen immerhin 1/3 des Verkehrsaufkommens abzuwickeln ist - mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen weiterlaufen kann.

Am 23.09.2010 wurde der S-Bahn-Betrieb nach dem so genannten Störfall C+ durchgeführt. Anlass und Kriterium dieses Notprogramms ist die Komplettsperrung des Ostbahnhofs. Bei diesem Störfallprogramm wird z.B. die S4 von Geltendorf kommend ab Pasing zum Heimeranplatz umgeleitet, um dort die Anbindung zur U-Bahn zu ermöglichen.

Bei dem von Ihnen angesprochenen Südring, der übrigens keine zweite S-Bahn-Stammstrecke ist, handelt es sich um eine zweigleisige Strecke, die durch den Regional-, Fern- und Güterverkehr von und nach Salzburg, Innsbruck/Brenner sowie Mühldorf/Chemiedreieck stark ausgelastet ist. Eine generelle zusätzliche Nutzung durch die S-Bahn München ist daher nicht möglich. In Einzelfällen werden S-Bahn-Umleitungen im Rahmen von Notprogrammen auch über den Südring durchgeführt, sofern die Streckenkapazität dies möglich macht. Allerdings sind Unterwegshalte aufgrund der Infrastruktur nicht möglich: die S-Bahn-Station Heimeranplatz ist mit dem Südring nicht verbunden, die von Ihnen erwähnte Station Poccistraße existiert gar nicht. Am 23.09. war allerdings die Nutzung des Südrings wegen der zusätzlichen Störung am Ostbahnhof ausgeschlossen.

Die S-Bahn München hat mir glaubhaft versichert und an Beispielen belegt, dass sie bei Störfällen immer alles versucht, um die notwendigen Einschränkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört auch die flexible Handhabung der erwähnten Notprogramme. Leider sind die Möglichkeiten aufgrund der begrenzten S-Bahn-Infrastruktur in Ost-West-Richtung eingeschränkt. Der von Ihnen geschilderte Vorfall zeigt mir einmal mehr, wie wichtig die mit großer Mehrheit beschlossene 2. S-Bahn Stammstrecke für München ist - nicht nur als zusätzliche Direktverbindung des Umlandes mit der Münchner City, sondern auch als Entlastungsstrecke bei Störungen wie der von Ihnen erwähnten.

Mit Freude habe ich daher vernommen, dass nach den politischen Beschlüssen im Münchner Stadtrat, im Kabinett sowie im bayerischen Landtag pro 2. Stammstrecke nun auch die Finanzierung vorankommt. In den 1,7 Milliarden Euro, die der Bund bis 2014 für GVFG-Maßnahmen fest in den Haushalt eingestellt hat, ist der 2. S-Bahn-Tunnel für München namentlich und ausdrücklich erwähnt.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Rinderspacher

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