Frage an Marko Tesch von Sebastian L. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Tesch,
da es innerhalb der Politik unterschiedliche Aussagen zum Projekt Mellowpark am Standort Straße an der Wuhlheide gibt, interessiert mich Ihre Position zur Thematik "Jugendliche im Stadtquartier - Projektmodell Mellowpark" - Soziale Stadtentwicklung mit Kindern und Jugendlichen.
Wie sehen Sie die Möglichkeiten der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Stadtplanung im Bezirk?
Worin sehen Sie die Möglichkeiten das Projekt Mellowpark in seinen jugend- und sportpolitischen sowie stadtplanerischen Vorhaben in der kommenden Legislatur zu unterstützen?
Wie stehen Sie persönlich zum neuen Standort Straße an der Wuhlheide?
Mit freundlichen Grüßen
S. Lück
Sehr geehrter Herr Lück,
lassen Sie mich Ihre Fragen vom Ende her beantworten.
Als Mellowpark-Unterstützer der ersten Stunde bin ich sehr froh, dass es gegen zunächst übermächtig scheinenden Widerstand v.a. aus der Immobilienwirtschaft und Reihen der SPD gelungen ist, dem Mellowpark an der Wuhlheide eine neue Perspektive zu erstreiten. Viele haben daran mitgewirkt, und auch ich rechne mir einen kleinen Beitrag daran zu. Nunmehr muss es darum gehen, diesen Standort zu verteidigen und die "Nachhut"-Scharmützel einiger Beleidigter in Politik und beteiligten Ämtern mit o.g. Parteizugehörigkeit zu überwinden. Die einfachste Antwort darauf wäre, den Bau- und Jugendbereich im Bezirk mit einem neuen Kopf auszustatten - das haben auch Sie mit ihrer Wahlentscheidung am 18. September mit in der Hand.
Aber so leicht will ich es mir nicht machen. Neben parteipolitischem Gezänk steckt, wie Ihre Fragen ja bereits deutlich machen, eine tiefer gehende Problematik dahinter: Wie können Kinder und Jugendliche ihre eigenen Bedürfnisse, Interessen und Handlungsweisen in die extrem bürokratisierte und verregelte Stadtentwicklungspolitik adäquat einbringen? Zwei Wege, die nebeneinander gegangen werden können, scheinen mir da vernünftig.
Zum einen, indem Räume, die Kindern und Jugendlichen vorbehalten sind, von diesen auch gestaltet werden - nach ihren Vorstellungen, mit ihren Möglichkeiten und in ihrem Tempo. Dafür müssen v.a. Bauämter lernen, dass ein solcher Gestaltungsprozess nicht nach dem üblichen Muster - Investor stellt Geld, Architekt entwirft, Baufirma führt aus - funktioniert, sondern alle Abschnitte einem intensiven Diskussions- und Lernprozess der beteiligten Kinder und Jugendlichen unterliegen. Das dauert, das ist nicht immer DIN-gerecht und was das Baugesetz zu diesen Ideen sagt, ist den jungen Menschen erstmal ziemlich egal. Schließlich leisten sie das ehrenamtlich, quasi nebenher. Da kann und darf niemand erwarten, dass die Ergebnisse in Qualität, Umfang und Zeitrahmen professionellen Ansprüchen genügen. Damit Ämter und Poltik hier von altklug belehrenden Aufsehern zu Partnern und Beratern der Jugendlichen zu werden, bedarf es eines noch langen Atems und einer enstprechenden Auftragserteilung und Rahmensetzung durch die Politik. Die Erfahrungen des Mellowparkes und die formulierten Ergebnisse des "Campus"-Prozesses können m.E. dafür genutzt werden.
Der zweite Weg ist noch steiniger. Neben der Gestaltung eigener Orte sind Kinder und Jugendliche auch Akteure im "normalen" öffentlichen Raum. Sie haben Ansprüche an die Gestaltung von Bauwerken, Straßen, Wegen, Plätzen etc., die genauso berechtigt sind, wie die Vorstellungen älterer Generationen.
Hier Ideen zu entwickeln, wie man diesem besser gerecht werden kann, sei es durch einen "Kinder-TÜV", "Jugend-Verträglichkeits-Prüfung" oder Bewertungsverfahren, die Kindern und Jugendlichen angemessener sind, als das bisherige formalisierte Einwendungsrecht, wird noch viel Gehirnschmalz, Durchhaltevermögen und Kraft bei der Durchsetzung erforden. Das von der LINKEN formulierte Konzept einer Bürgerkommune Treptow-Köpenick kann hierbei genauso helfend sein, wie die Ergebnisse des von Ihnen angesprochenen Bundesprogramms.
Herzlichst
Marko Tesch