Frage an Marieluise Beck von Renate F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Beck,
was halten Sie und Ihre Partei von den Bestrebungen, in Deutschland die Widerspruchslösung einzuführen, wonach jeder Mensch, der nicht schriftlich widersprochen hat, im Zustand des Hirnversagens automatisch als Organspender angesehen wird? Wie stehen Sie zu der Forderung, dass wir Bürger und Wähler Anspruch darauf haben, umfassend und kritisch über das Thema Organtransplantation informiert zu werden?
Mit freundlichen Grüßen
Renate Focke
Sehr geehrte Frau Focke,
vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Haltung zu Organspenden. Gern antworte ich Ihnen.
Rund 12.000 Menschen in Deutschland warten dringend auf ein Spenderorgan. Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass laut Umfragen seit 2008 wieder mehr Menschen bereit sind, ihre Organe zu spenden. Erfreulich ist auch, dass die Forderungen nach einer Widerspruchslösung, die Sie beschreiben, leiser geworden sind.
Für mich hat das Selbstbestimmungsrecht jeder Bürgerin und jedes Bürgers - auch über das Lebensende hinaus - einen großen Stellenwert. Daher plädiere ich für die Beibehaltung der erweiterten Zustimmungslösung. Sie sieht vor, dass entweder Spenderin oder Spender oder die Angehörigen einer Organspende ausdrücklich zustimmen müssen.
Doch obwohl 60% der Bevölkerung zur Organspende potentiell bereit sind, verfügen nur 14% der Menschen über einen Spenderausweis. Deswegen sehe ich eine behutsame Aufklärung als wichtige Aufgabe der Politik, aber auch der Ärzteschaft, Kliniken und Krankenkassen, um auf diese Weise Kenntnis und Vertrauen gegenüber dem Komplex "Organspende" aufzubauen. Die derzeitigen Strukturen können und müssen verbessert werden, zum Beispiel durch eine Konkretisierung der Meldepflicht im Transplantationsgesetz, durch mehr qualifizierte Transplantationsbeauftragte an den Kliniken und durch die Förderung der Zusammenarbeit aller Akteure.
Mit freundlichen Grüßen
Marieluise Beck