Halten Sie es für angemessen, wenn durch die Legalisierung von Cannabis vielen Menschen das Recht genommen wird keine Drogen zu konsumieren, da sie dann als Passiv-Raucher dazu gezwungen werden?
Sehr geehrte Frau Klein-Schmeink,
in seiner Twitter-Nachricht https://www.scinexx.de/news/biowissen/marihuana-schwaden-sind-ungesuender-als-tabakrauch/ kündigt der Justizminister für das kommende Jahr eine Legalisierung von Cannabis an.
Laut Studien wie z.B https://www.scinexx.de/news/biowissen/marihuana-schwaden-sind-ungesuender-als-tabakrauch/ geht von Cannabis für Passiv-Raucher sogar eine höhere Gesundheitsgefahr aus als bei herkömmlichen Zigaretten. Somit droht für Passiv-Raucher ein noch stärkerer Eingriff in ihr Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, als es jetzt mit den Tabakprodukten der Fall ist.
Ich vermute, dass viele Millionen Menschen so wie ich, weder Tabak noch Cannabis auch nicht als Passiv-Raucher konsumieren möchten.
Halten Sie es für angemessen, dass viele Millionen Menschen in ihren Grundrechten eingeschränkt werden, damit ein paar Tausend Menschen Cannabis konsumieren können?
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen K.
Sehr geehrter Herr K.,
Nichtraucherschutz und die Prävention von Tabak- und Nikotinkonsum sind uns Grünen wichtige Anliegen. Bei der Tabakkontrolle besteht in Deutschland viel Nachholbedarf. So zeigt unter anderem der Tabakatlas des dkfz, warum in Sachen Tabakprävention mehr passieren muss. Als Grüne konnten wir in der letzten Wahlperiode durchsetzen, dass endlich ein Tabakwerbeverbot inkl. Tabakerhitzer und E-Zigaretten, beschlossen wurde.
Bei der Cannabislegalisierung geht es ebenfalls darum, die Prävention zu stärken. Cannabis ist unter den Bedingungen der Prohibition an jeder Straßenecke erhältlich. Kein Dealer fragt nach dem Ausweis. Das Cannabis ist häufig verunreinigt sowie mit gefährlichen Streckmitteln und synthetischen Cannabinoiden versetzt. Auf einem illegalen Markt gibt es auch keinen Nichtraucherschutz.
Stattdessen sollte geprüftes Cannabis in Fachgeschäften erhältlich sein, zu denen nur Erwachsene Zutritt haben. Parallel zur kontrollierten Freigabe muss auch die Prävention ausgebaut werden. Aufklärung an Schulen und anderen Orten, wo Jugendliche sich aufhalten, muss zielgruppenspezifisch ausgestaltet werden. Jugendliche, die Cannabis konsumieren, aber auch Erwachsene mit problematischen Konsummustern müssen Beratung und Hilfe bekommen, ohne die Strafverfolgung fürchten zu müssen. Der Nichtraucherschutz muss konsequent eingehalten werden.
Unter den Bedingungen der Prohibition ist auch die Durchsetzung des Nichtraucherschutzes schwieriger. Viele Menschen konsumieren unreguliert Cannabis. In Kanada ist der Konsum insgesamt durch die Legalisierung nicht gestiegen, er kann aber unter besseren Bedingungen stattfinden. So kann in lizensierten Fachgeschäften beispielsweise auch zum risikoarmen Konsum beraten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Klein-Schmeink