Maria Klein-Schmeink
Maria Klein-Schmeink
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Maja T. •

75 % der Deutschen befürworten eine Integrative Medizin. Sollte dann nicht Naturmedizin der Schulmedizin gleichwertig gegenübergestellt werden?

Sehr geehrte Frau Klein-Schmeink,
(Chronisch) Kranke erleben oft, dass die konventionelle Medizin allein nicht hilft, sich ihre Lebensqualität mit zusätzlichen Verfahren der Naturmedizin aber deutlich verbessert. Das Bündnis weil´s hilft! fordert daher eine gleichwertige Erstattung von Methoden aus der Komplementärmedizin (sprich: Klass. Naturheilverfahren, Anthroposophische Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Osteopathie, Chinesische und Ayurvedische Medizin) durch die gesetzlichen Krankenversicherungen. Zudem fordern wir eine gleichwertige öffentliche Forschungsförderung dieser Verfahren und die Errichtung eines Bundesinstituts für Naturmedizin, sowie drittens die Aufnahme in die Aus- und Weiterbildungen in den verschiedenen Heil- und Pflegeberufen.
In der kommenden Volksabstimmung von Abstimmung21 wird über diese drei Forderungen abgestimmt werden. Wir würden sehr gerne wissen, wie Sie zu einer rechtlichen Gleichstellung stehen?
 

(Umfrage Kantar TNS 2018; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-34-2018/zahl-der-woche-80-prozent-wollen-mitentscheiden)

Maria Klein-Schmeink
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau T., 

 

vielen Dank für Ihre Frage zur Gleichstellung zwischen evidenzbasierter Medizin und Komplementärmedizin.

 

Viele Menschen nutzen Komplementärmedizin, die somit eine relevante Rolle in der heutigen Gesundheitsversorgung spielt. Es ist grundsätzlich sinnvoll, eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen in der Medizin zu fördern. Das steigende Interesse an Homöopathie ist sicherlich auch eine Reaktion auf die mangelnde Zuwendung und Patientenorientierung in der Medizin und Ausdruck eines Bedürfnisses nach einem ganzheitlichen Ansatz. Außerdem haben ökonomische Interessen derzeit ein zu starkes Gewicht. Für eine Gleichstellung der Komplementärmedizin bedarf es meiner Meinung nach einer klaren Evidenzgrundlage. Deshalb treten wir im Sinne der bestmöglichen Versorgung aller Bürger*innen für eine stärkere Förderung der Grundlagenforschung sowie klinische Studien, Versorgungsforschung und translationale Studien in der Medizin ein. Die öffentlichen Forschungseinrichtungen spielen dabei eine zentrale Rolle, um eine gewisse Unabhängigkeit zu erlangen. Wir machen uns besonders dafür stark, dass der Bund die Versorgungsforschung - hier verorten wir die komplementärmedizinische Forschung – stärker fördert.

Wir setzen uns außerdem schon lange dafür ein, die Gesundheitskompetenzen der Bevölkerung und besonders die Kompetenzen von Patient*innen durch Beratung und Unterstützungsprogramme auszubauen. Gleichwohl bleibt eine sehr hohe Verantwortung der Gesundheitsberufe. Dazu gehört, dass den Patient*innen gegenüber deutlich gemacht werden muss, wann homöopathische Behandlungen nicht die klinische Medizin ersetzen dürfen. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Leistungen, die medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt sind und deren Wirksamkeit und Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist, von der Solidargemeinschaft übernommen werden müssen.

Im Zuge des parlamentarischen Prozesses zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz kam zuletzt einmal mehr die Forderung auf, die Kosten für homöopathische Mittel nicht mehr über die gesetzlichen Krankenkassen zu finanzieren. Derzeit werden Kosten für homöopathische Medikamente von manchen Krankenkassen z.T. im Rahmen von sogenannten Satzungsleistungen getragen. Diese unterliegen der Beschlussfassung der jeweiligen Gremien der Selbstverwaltung der Krankenkasse.  

Uns war und ist zu keinem Zeitpunkt ein konkreter Gesetzgebungsvorschlag zu einer gesetzlichen Regelung im SGB V von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu diesem Thema bekannt. Wir haben als Partei eine klare Beschlusslage zu diesem Thema. Aus unserer Sicht hat die Sicherung der finanziellen Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung eine hohe Bedeutung.  Hier sehen wir Karl Lauterbach in der Pflicht, gemeinsam mit Finanzminister Lindner faire, solidarische und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, wie sie im Koalitionsvertrag verankert sind. 

 

Mit freundlichen Grüßen

Maria Klein-Schmeink, MdB

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Bündnis 90/Die Grünen