Frage an Maria Klein-Schmeink von Volker B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Klein-Schmeink,
meine Anfrage.
Es ist für viele Menschen nicht nachvollziehbar, warum Krankenkassen die gezahlten Beiträgen Ihrer Mitglieder für versicherungsfremde Leistungen ausgeben. Neben einem riesen Verwaltungs- und Personalaufwand stehen hier die Ausgaben für überzogene Werbezwecke/Image-Werbung. Aufgefallen ist mir in einem nichterklärlichen Ausmaß die AOK im Besonderen. In Berlin z.B. ist die AOK in einem Umfang präsent beim Eishockeyclub „Berliner Eisbären“ ich würde es als eine Art Hauptsponsor bezeichnen. Wer bekommt eigentlich das Kartenkontingent für diese große Unterstützung? Mitglieder??Mitarbeiter??? In Leipzig fährt eine Straßenbahn mit dem grün-weisen Logo der AOK-Plus. Auch fallen regelmäßig die Bannerwerbungen und Citylight-Bilder auf, sowie die großen Plakate von 4m x 3min den Stadtteilen. Image-Kampagnen in der Zeitung krönen den Umfang dieser teuren Ausgaben und natürlich Handball Sponsoring!! Selbstverständlich gibt es Nachlässe und Rabatte auf die Kampagnen, doch die Ausgaben stehen in keinem Verhältnis zu der Hoffnung, das sich neue Kunden von diesen Aussagen ad hoc zum Kassenwechsel entschließen könnten. Es kann auch abschrecken. Es sind keine freien Wirtschaftsunternehmen.
Für die Werbebranche sind es gute Ausgaben. Der Kassenbeitrag ist gleich für alle gesetzlich Versicherten Mitglieder, hierzu sind Werbeaussagen mit Sicherheit herausgeworfenes Geld. Kassen-Pleiten sind ausgeschlossen. Warum entscheiden Mitglieder nicht über diesen Etat? Auch ist er nicht besonders ausgewiesen- wie andere Dinge- in der Jahresbilanz der Krankenkassen. Bei der AOK z. B. ist der Betrag schwer zu erkennen. Ich finde hier muss eine Veränderung geschaffen werden, da auch die Gesundheitsleistungen für die Mitglieder reglementiert werden in Regelleistungen und Zusatz-leistung, wie z. B. bei IGel-Leistungen. In Deutschland-4,14€ pro Mitglied bei 70 Mill. Versicherten- in 5 Jahren mehr als 1 Millarde €!!!! Muß das sein?
Danke
B.
Sehr geehrter Herr Brauße,
Ihre Beobachtung ist richtig. Das Bundesversicherungsamt (BVA) hat in einem Bericht vom April dieses Jahres dargelegt, dass die Ausgaben der Kassen für Werbezwecke in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind. Auch die Unterstützung von Sportvereinen wird von Krankenkassen – wie in Ihrem Beispiel der AOK – zur Stärkung ihres Markenimages genutzt. Die AOK ist bspw. Hauptsponsor der deutschen Handballnationalmannschaft.
Werbung ist den Kassen aufgrund des Wettbewerbs erlaubt. Es ist allerdings schon fraglich, inwieweit reine Imagepflege noch dem Wohl der Versicherten dient. Krankenkassen sollten mit den Gelder der Versicherten sorgsam umgehen und sie zur Versorgung ihrer Versicherten einsetzen, da wirken überzogene Webekampagnen in der Tat unangemessen.
Der Kassenbeitrag ist nicht für alle, wie Sie schreiben, gleich, jedenfalls nicht ganz. Er unterscheidet sich durch den Zusatzbeitrag. Das hat dazu geführt, dass die Krankenkassen im Wettbewerb vor allem auf die Höhe des Beitrags und nicht auf die Qualität der Versorgung schauen. Junge und gesunde Versicherte sorgen für geringere Kosten, insofern lohnen sich auch Kampagnen, die ein sportbegeistertes und im besten Falle selbst sportliches Zielpublikum ansprechen.
Bei der Auswahl einer Kasse sollte man aber nicht auf das Image achten, sondern auf die Qualität der Versorgung. Und die zeigt sich erst, wenn man die Kasse wirklich braucht. Für chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen sind die Leistungen der Kasse existenziell.
Deswegen darf sich der Wettbewerb nicht mehr ausschließlich um die Höhe des Beitrages drehen. Vielmehr müssen die Kassen die Möglichkeit bekommen, mit guter Versorgung und erstklassigem Service punkten zu können. Dazu gehört auch mehr Transparenz. Die Versicherten auf den ersten Blick erkennen, bei welcher Kasse sie gut versorgt und anständig betreut werden. Welche Kasse setzt sich für die Gesunderhaltung ihrer Versicherten ein? Welche Kasse lehnt Anträge auf Kuren überdurchschnittlich häufig ab? Welche Kasse investiert in neue Versorgungsmodelle zum Beispiel für Diabetiker oder ältere Patientinnen und Patienten? Zu dieser Transparenz kann meiner Ansicht nach auch gehören, wie eine Krankenkasse ihre Gelder einsetzt, auch die, die nicht in die Versorgung gehen. Ich bin keine Gegnerin von Werbe- und Informationsmaßnahmen, auch qualitativ gute Leistungen wollen vermittelt werden. Aber die Werbemaßnahmen sollten angemessen sein.
Schließlich benötigen Krankenkassen mehr Möglichkeiten, auf die Qualität der Versorgung Einfluss zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Klein-Schmeink