MdEP Manuela Ripa (ÖDP)
Manuela Ripa
ÖDP
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Frage von Elias B. •

Ernähren Sie sich vegetarisch oder vegan und wie können Sie solche Ernährungsweisen als Abgeordnete verbreiten?

MdEP Manuela Ripa (ÖDP)
Antwort von
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Sehr geehrter Herr B.

vielen Dank für Ihre Frage.

Die industrielle Fleischproduktion hat verheerender Folgen für unsere Umwelt, Biodiversität, die öffentliche Gesundheit und das Tierwohl und ist überdies ein Treiber des menschengemachten Klimawandels. Würde sich der Fleischkonsum der Deutschen auf 470 Gramm pro Woche halbieren, könnten wir bis zu 56 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Insbesondere junge Menschen gehen heutzutage deutlich bewusster mit ihrem Fleischkonsum um und hinterfragen den billigen und oft unverhältnismäßige Fleischkonsum, doch dieses Bewusstsein ist noch nicht sehr tief in der Bevölkerung verankert.

Die EU trägt leider eine erhebliche Mitverantwortung für die Probleme, und zwar durch die Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik. Die völlig ungerechtfertigten Subventionen von industriellen Betrieben hat dazu geführt, dass in immer weniger landwirtschaftlichen Betrieben immer mehr Tiere gehalten werden. Diese Massentierhaltung braucht Unmengen an Futter, das wir in Form von Mais und Soja massenhaft aus Südamerika importieren – mit dem Ergebnis, dass dort immer mehr Regenwald neuen Feldern weichen muss. Wir dürfen nicht vergessen, dass für die Ausbreitung von Zoonosen, also die Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen, wie Covid-19, auch die Verkleinerung des Lebensraumes der Wildtiere verantwortlich ist, was auch durch die radikale Ausbreitung von Agrarflächen erfolgt.

Wir müssen daher dringend weniger und qualitativ hochwertigeres Fleisch konsumieren. Eine Lenkungsmöglichkeit ist, einen geringen bis gar keinen Mehrwertsteuersatz auf Obst und Gemüse einzuführen und den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf tierische Erzeugnisse von sieben Prozent abzuschaffen. Derzeit wird der Verbrauch dieser Produkte in Deutschland jährlich mit mehr als fünf Milliarden Euro gefördert! Die Bundesregierung könnte diese klima- und umweltschädliche Subvention streichen und die Mehrwertsteuer für Fleisch und Milchprodukte an den regulären Satz von 19 Prozent anpassen. Wissenschaftler:innen des Öko-Instituts haben im Auftrag von Greenpeace kalkuliert, was möglich wäre, wenn Deutschland und andere EU-Länder die im März 2022 verabschiedete EU-Vorgabe nutzen würden, um Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer zu befreien und zugleich die Subventionen auf tierische Produkte zu streichen. In allen fünf untersuchten EU-Ländern (Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Polen) würde die Bevölkerung von einer solchen Reform finanziell profitieren. In Deutschland lägen die Ausgaben für Lebensmittel pro Kopf und Jahr um fast 30 Euro niedriger.

Wir sollten also zurück zu der früher vorhandenen Wertschätzung des „Sonntagsbratens“, der etwas Besonderes war, weil nicht alltäglich. Ich unterstütze daher die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und dass vermehrt vegetarische Lebensmittel auf die Speisekarte kommen – auch in Kantinen. Darüber hinaus müssen wir die industrielle Tierhaltung abschaffen und dürfen keine Freihandelsabkommen mit niedrigeren Standards in Klima-, Tier- und Umweltschutz abschließen. Ich schlage außerdem ein europaweit einheitliches und verbindliches Fleischsiegel vor, auf dem mit bildlichen Darstellungen gezeigt wird, wie Tiere gehalten werden und was Fleischkonsum für Mensch, Tier und Umwelt wirklich bedeutet. So ein Siegel sollte auch Informationen zum Einsatz von Gentechnik, Antibiotika und Totalherbiziden enthalten. Mehr dazu finden Sie auf meiner Seite: https://agrarwende-jetzt.de. So können Verbraucherinnen und Verbraucher informierte Kaufentscheidungen treffen.

Mit freundlichen Grüßen

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