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Frage von Reinhard Z. •

Frage an Manfred Zöllmer von Reinhard Z. bezüglich Verbraucherschutz

Ehrenwerter Herr Zöllmer,

Risikodebatte, was für ein hässliches Wort.

Wo fängt ein Risiko, im Zusammenhang mit BSE/vCJK für Sie an?

Wie viele Menschen müssen erst sterben, bevor man in Deutschland von einem Risiko spricht oder ignoriert, unterdrückt man dieses gar?

Kennen Sie den Fall "Markus Meiler" aus dem Jahr 2000 (!!!) http://www.welt.de/print-welt/article550952/Ist_dieser_Mann_das_erste_deutsche__BSE-Opfer.html#article_recommend

"Das Leiden ihres Sohnes soll vertuscht werden, um in der Bevölkerung keine Unruhe zu wecken."

und die höchst seltsamen "Diagnosepraktiken" eines bayerischen LMU-Professors

"Aber Kretzschmar, der inzwischen am Münchener Klinikum Großhadern arbeitet, wollte sich auf eine Mandelbiopsie nicht einlassen. Nach Angaben der Eltern von Markus Meiler mit der Begründung, dass wegen der Infektionsgefahr das Operationsbesteck nach der Untersuchung hätte weggeworfen werden müssen."

Mit dieser Einstellung wird man vCJK in Deutschland nie finden! Oder etwa nicht?

Genau wie bei BSE vor November 2000, als freiwillige BSE-Tests, in Bayern, verboten wurden. http://www.gavagai.de/skandal/HHD0809.htm

"20.10.1999 Im bayerischen Landtag fordert die SPD BSE Schnelltests. Abgelehnt."

Übernehmen Sie am Tag X die Verantwortung für eine verfehlte vCJK-Risikodebatte oder wollen Sie es wie Stoiber` s CSU http://www.csu-landtag.de/htmlexport/1092.html halten?

"Aus heutiger Sicht müssen wir feststellen, dass das tatsächliche BSE-Risiko für Deutschland allgemein unterschätzt wurde. Dies gilt für die Politik, aber auch für Fachorganisationen, die Wissenschaft und die Publizistik."

Denn Spanien http://diepresse.com/home/panorama/welt/375898/index.do?_vl_backlink=/home/panorama/index.do
ist überall ...

MfG
R. Zwanziger

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Zwanziger,

das wiederholte Auftreten der mit der Rinderseuche BSE in Zusammenhang stehenden Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) in Spanien ist sehr ernst zu nehmen. Es ist zu hoffen und zu erwarten, dass die spanischen Behörden mit Sorgfalt und Umsicht der aktuellen Entwicklung begegnen.

Ihre Befürchtungen einer Ignorierung oder gar einer bewussten Geheimhaltung der Gefährdungen von vCJK kann ich leider nicht teilen. Nur weil die Presse angesichts rückläufiger Fallzahlen das Thema aus ihrer Tagesberichterstattung genommen hat, bedeutet dies nicht das Schweigen des wissenschaftlichen und politischen Risikodiskurses.

In den Berichten des Robert-Koch-Instituts als zuständiger epidemiologischer Beobachtungsstelle werden die Risiken der Erkrankung klar benannt, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und die aus der Forschung hervorgegangenen Maßnahmen der Prävention bezeichnet. Einen Fall der vCJK hat es in Deutschland bekanntlich bislang nicht gegeben.

Das Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit verzeichnet seit 2005 eine sich beständig halbierende Zahl der aufgetretenen BSE-Fälle, das ist ein gutes Zeichen und gleichzeitig ein Hinweis auf die Wirksamkeit der entschlossenen Seuchenbekämpfungsmaßnahmen der letzten Jahre, aber keinesfalls Grund zur Entwarnung. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung plädiert vernünftigerweise für die Aufrechterhaltung der strengen Vorsichtsmaßnahmen in Krankenhäusern sowie den Zucht- und Schlachtbetrieben.

Teil unserer Verbraucherschutzstrategie ist ein Höchstmaß an Transparenz. Alle Informationen zu Infektionsrisiken, Fallzahlen, Präventionsmaßnahmen etc. sind bei den zuständigen Bundesstellen abrufbar. Insbesondere das neue Verbraucherinformationsgesetz stattet jeden Bürger mit einem gesetzlich gesicherten Anspruch auf Einsicht erzeugnisbezogener Daten aus.

Ich stimme Ihnen abschließend in Ihrer Auffassung zu, dass schon auf Grund des Gefährdungspotenzials vCJK und BSE mit äußerster Vorsicht zu begegnen ist. Ein Vertuschen oder Verschweigen des Risikos findet jedoch nicht statt.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Zöllmer