Frage an Manfred Zöllmer von Stefan F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Herr MDB Zöllmer,
ich habe heute auf meiner Carolinen-Brunnen-Flasche ein Logo entdeckt, welches mir nicht bekannt war. Es handelt sich dabei um PETCYCLE. Nach ein wenig Recherche habe ich herausgefunden, dass es sich bei PETCYCLE um ein System handelt, bei welchem 50% der Flaschen tatsächlich wieder zurück zu Flaschen recycled wird. Ist dies nicht eine ökologisch ziemlich elegante und vorteilhafte Methode zum Recycling und zum PET-Einweg?
Muss man demnach zwischen PET-Einweg, PET-Mehrweg und PET-Cycle unterscheiden? Und warum bezahle ich für PET-Cycle 25 Cent Pfand und nicht weniger? Immerhin handelt es sich hier offenbar um einen Zwitter zwischen Mehr- und Einweg?
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Fischer
Sehr geehrter Herr Fischer,
vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de.
Mehrwegsysteme sind grundsätzlich umweltfreundlicher als Einwegsysteme, da durch die vielfache Wiederbefüllung (ca. 50-mal) Ressourcen und Energie gespart werden.
Zu Beginn der 90-er Jahre entwickelte sich neben der klassischen Glasflasche im Mehrwegsystem auch die PET-Mehrwegflasche. Diese Flasche wird genauso wieder befüllt und transportiert, etwa 25-mal. Deswegen ist sie als ökologisch vorteilhaft eingestuft.
PET-Einwegflaschen weisen dagegen eine eindeutig schlechtere Ökobilanz auf. Diese Flaschen werden zwar zurückgenommen, aber meist nicht mehr als Flaschen benutzt. Ein nicht unerheblicher Teil der Einwegflaschen landet in der Müllverbrennungsanlage. Daher hat die damalige rot-grüne Bundesregierung 2005 mit der Novelle der Verpackungsverordnung eine Art "Zwangspfand" auf ökologisch nicht vorteilhafte Verpackungen eingeführt.
Nun hat sich in den letzten Jahren neben PET-Einweg auch PETCYCLE entwickelt. Es stimmt: dabei handelt es sich um ein innovatives Kreislaufsystem für die gesamte Getränkeindustrie. Die Flaschen bleiben in einem geschlossenen Materialkreislauf. Die stets neuen Flaschen kommen mit Mehrwegkästen mittels eines Pfandsystems über den Handel zum Hersteller zurück und werden direkt dem Recycling zugeführt. Ein Teil des nach dem Recyceln entstehenden Granulats wird für neue Flaschen verwendet oder in anderen Industriezweigen.
Bevor aber nun ein System als ökologisch vorteilhaft gilt und der Kunde nur 15 statt 25 Cent Pfand entrichtet, müssen Ökobilanzen die Vorteilhaftigkeit beweisen. Das Umweltbundesamt hat zu PETCYCLE 2002 festgestellt, dass es keine Gleichwertigkeit mit dem Glas-Mehrwegsystem aufweist. Im April 2007 kam das Institut für Entsorgung und Umwelttechnik zum Schluss: "Petcycle sei ranggleich mit Glas-Mehrweg" und im April 2008 sogar zu einer Rangverbesserung. Wie mir bekannt ist, will PETCYCLE deswegen die politische Einstufung als "ökologisch vorteilhaft" beim Bundesministerium für Umwelt beantragen. Das könnte bedeuten, dass dieses System als Mehrwegsystem anerkannt wird.
Solange dies noch aussteht, müssen die Bürgerinnen und Bürger leider
tatsächlich für eine PETCYCLE-Flasche 25 Cent Pfand bezahlen.
Mit freundlichen Grüßen,
Manfred Zöllmer, MdB