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Manfred Zöllmer
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Frage von Robert V. •

Frage an Manfred Zöllmer von Robert V. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Kennen sie die Forderungen des BDM (Bund Deutscher Milchviehhalter )?
Was halten sie davon ?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Vogg,

vielen Dank für Ihre weitere Frage.

Vor 25 Jahren wurde die Quotenregelung in der EU geschaffen, noch länger bestehen Regelungen zur Preisstützung im Binnenmarkt und zur Absicherung der Erzeugerpreise für Milch im Außenhandel. Wir haben die europäischen Märkte abgeschottet und unsere Überschüsse in Drittländer geschickt, oft zu Lasten der Erzeuger in Entwicklungsländern. Es wurde viel Geld der Steuerzahler, aber auch der Verbraucherinnen und Verbraucher, aufgewendet um möglichst auskömmliche Preise für Milchbauern zu sichern. Das Ergebnis war und ist unbefriedigend, gerade auch für die Milchviehhalter. Für die Fortsetzung dieser Politik gibt es deshalb weder in der EU noch in Deutschland eine Mehrheit, auch wenn manche jetzt unter dem Druck der niedrigen Preise und massenhafter Proteste anderes behaupten. Die europäische Agrarpolitik hat beschlossen, sich schrittweise von ihren alten Instrumenten zu verabschieden, weil sie nicht geholfen haben, die damit verbundenen Ziele zu erreichen.

Es ist zu begrüßen, dass der BDM sich eindeutig gegen die Wiedereinführung der Exporterstattungen ausgesprochen hat, und auch andere direkte Subventionen zur Erleichterung der schwierigen Situation ablehnt. Unsere Probleme können wir nicht zu Lasten von Entwicklungsländern oder von kommenden Generationen lösen. CDU/CSU sehen dies anders, und wir haben in der Koalition nun beschlossen, beim Agrardiesel nachzugeben und sowohl den Sockelbetrag als auch die Obergrenze bei der Erstattung der der Steuererleichterungen zu streichen. Dies kostet den Bund knapp 600 Mio. € zusätzlich, und wird manchem Betrieb in der derzeit schwierigen Situation helfen. Ich bin wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen skeptisch und kann mir kaum vorstellen, dass das langfristige Überleben eines kleinen oder mittleren Betriebes dadurch gesichert wird, dass ihm zwei Jahre der Sockelbetrag von 350 € erlassen wird.

Nicht überzeugend ist es, wenn Hoffnungen geweckt werden, mit einer etwas geänderten Quotenregelung könnte ein deutlich höherer Erzeugerpreis als bisher durchgesetzt werden. In 25 Jahren Quotenregelung war dieser Versuch nicht erfolgreich, obwohl die Konditionen immer wieder neu diskutiert und die Regelungen angepasst wurden. Die Regierungen konnten oder wollten es nicht verantworten, die Milchproduktion noch stärker zu reglementieren: Weil Landwirte in verschiedenen Teilen der EU darauf verweisen können, dass ihre Region nicht ausreichend mit Milch versorgt ist und die Wachstumschancen der Betriebe dennoch behindert werden. Weil man existierenden Betrieben die Produktionsmöglichkeiten weiter beschneiden müsste, ohne sagen zu können, woher denn die zusätzlichen Mittel für notwendige Ausgleichszahlungen kommen oder wie die Betriebe ihr Einkommen erwirtschaften sollen.

Es ist grundsätzlich richtig, dass die EU beschlossen hat, 2015 aus der Quotenregelung auszusteigen. Gerade im Interesse der Landwirte, die für sich, ihre Familien und ihre Betriebe langfristige Perspektiven benötigen, wäre es fahrlässig den Eindruck erwecken zu wollen, mit einer neu gestalteten Mengensteuerung seien die Probleme zu lösen. Und selbst wenn Deutschland wider besseres Wissens sich dafür einsetzen würde: In der EU gibt es keinerlei Realisierungschancen.

Die Politik kann aber unterstützen und begleiten. Und sie kann das anders tun, als dass CDU/CSU und Deutscher Bauernverband bisher vorschlagen. Sie kann dafür werben und Regelungen treffen, damit die Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft und insbesondere auch die der Milchbauern, deutlicher als bisher für Steuerzahler sichtbar werden und vergütet werden. Unsere Mittelgebirgslandschaften sind ohne die Haltung von Milchkühen kaum zu bewahren, Natur und Tourismus vieler Regionen wären ohne die Milchkuhhaltung ärmer. Es gibt eine breite Unterstützung in Deutschland dafür, dies zu erhalten, und die SPD steht mit an vorderster Front, wenn öffentliche Mittel dafür ausgegeben werden sollen.

Faire Preise sind nicht nur in Entwicklungsländern für eine nachhaltige Entwicklung erforderlich, sondern auch bei uns in Deutschland. Sie müssen aber am Markt durchgesetzt werden. Auch in der gegenwärtigen Situation beweisen einzelne Molkereien oder der Ökolandbau, dass es möglich ist, gute Produkte zu einem guten Preis zu verkaufen. Und die Experten sagen uns, dass gerade an den Grünlandstandorten gute Möglichkeiten bestehen, auch langfristig mit der Milcherzeugung bestehen zu können. Politik kann auch hier nur unterstützen. Sie kann und darf nicht den Eindruck erwecken, dass sie selbst tragfähige Unternehmenskonzepte entwickeln oder langfristige Zusicherungen machen könnte, für die sie keine Durchsetzungschancen sieht.

Wir bemühen uns intensiv mit den Experten und Verantwortlichen in der Bundesregierung die vorhandenen Spielräume im Interesse einer nachhaltigen Milcherzeugung in Deutschland zu nutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Zöllmer