Frage an Manfred Weber von Joachim H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Weber,
nachdem immer wieder Massengräber in Polen
http://www.welt.de/politik/article3000115/Raetsel-um-Massengrab-aus-dem-Zweiten-Weltkrieg.html und Tschechien http://www.mdr.de/windrose/7705490.html mit ermordeten deutschen Zivilisten und Kriegsgefangenen gefunden werden, gibt es solche Funde auch im ehemaligen Jugoslawien. Die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtet jetzt über ein gefundenes Massengrab in Slowenien, wo sich weitere 500 befinden sollen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/massengrab_in_slowenien_entdeckt_agenx_1.8313842.html
Warum sind diese schweren Verbrechen an wehrlosen Deutschen, begangen nach
Kriegsende 1945, nahezu eine Tabu für deutsche Politiker und Medien, so daß man hierüber nur etwas über Schweizer Medien erfährt (in unserer Heimatzeitung Straubinger Tagblatt habe ich darüber noch nichts gelesen)?
Haben deutsche Politiker Angst den Völkermord an Deutschen im Sudetenland,
in den deutschen Ostprovinzen oder auch an den Balkandeutschen anzusprechen, weil sie dann der Relativierung der deutschen Schuld bezichtigt werden könnten?
Sie vertreten im Europaparlament deutsche Interessen.
Reden Sie mit ihren Kollegen aus Slowenien, Tschechien und Polen über dieses Problem? Was wird seitens Deutschlands unternommen, um den Ermordeten wenigstens eine würdige Gedächtnisstätte zu geben?
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hahn
Sehr geehrter Herr Hahn,
herzlichen Dank für Ihre Mail und Anfrage.
Massenmorde und Massenvertreibungen sind kein Tabu und müssen klar zur Sprache gebracht werden. Auch ich spreche mit jungen Kollegen aus osteuropäischen Ländern bei verschiedenen Gelegenheiten über die Zeit, in denen der Generation unserer Großeltern Leid zu Teil wurde. Hierzu hat jeder seine eigene, zum Teil biographisch geprägte Sicht auf die Vergangenheit, basierend oft nur auf den Erzählungen und Berichten. Wichtig ist gerade der jungen Generation eine historische Aufarbeitung dieser Verbrechen an der Menschlichkeit. Allerdings wird uns ein gegenseitiges Aufrechnen der Verbrechen der Vergangenheit nicht weiterbringen. Es ist viel Unrecht geschehen auf allen Seiten.
Und die deutsche Politik spricht diese Themen an: Bundespräsident Wulff hat bei seinem Besuch in Prag Tschechien ermuntert und aufgefordert, sich auch mit der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Ich erinnere an die Haltung der CSU und der CDU beim Streit um die Besetzung des Stiftungsrates des Zentrums gegen Vertreibung. Ich nenne das Engagement meines Abgeordnetenkollegen Bernd Posselt als Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
CDU und CSU sind gegen den Widerstand der SPD in der damaligen Regierungskoalition für ein sichtbares Zeichen gegen Flucht und Vertreibung eingetreten. Besonders die SPD hatte sich an der Idee lange gestört: Sie fürchtete eine zu starke Betonung der Opferrolle der Deutschen.
Ich bin dankbar, dass ich jetzt mit meinen Kollegen über die Zukunft Europas diskutieren kann und meinen bescheidenen Beitrag für ein friedliches und freundschaftliches Zusammenleben der Völker leisten darf.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Weber