Frage an Manfred Deinlein von Sascha W. bezüglich Bildung und Erziehung
unsere letzte bayerische Zwergschule wurde geschlossen, obwohl sie als viele Pilotprojekte optimal meisterte und die Schüler jährlich beste Übertrittszeugnisse bekamen - also optimale Bildungsvoraussetzungen; genau das, was alle Politiker versprechen. Weil insgesamt 1 Lehrkraft zu wenig existiert, müssen jetzt 6jährige 15 km mit dem Schulbus nach Scheßlitz fahren und auf die hervorragende Chance verzichten, einen optimalen Schulstart zu haben. Eltern wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Wie passt das mit den parteiübergreifenden Versprechen zusammen?
Herzlichst, S. Wagner
Sehr geehrter Herr Wagner,
wie das mit den Verlautbarungen der Staatsregierungen "Kurze Beine - kurze Wege" und "Förderung des ländlichen Raumes" zusmmenpasst, fragen Sie bitte bei deren Vertretern. Ich kann Ihnen sagen, wie ich das sehe und wofür ich mich im Landtag einsetzen werde - und zwar auch nach Erfahrung sowohl am eigenen Leib vor 30 Jahren wie auch in jüngster Zeit in der nahen Verwandtschaft.
Grund für die Schließung der Schule in Bojendorf ist, dass in Bayern - noch - eine Mindestschülerzahl von 15, in Ballungsräumen von 20 Kindern. Schon pädagogisch ist fraglich, ob heute noch eine solche Mindestschülerzahl angemessen ist. Die ehemalige bayerische Kultusministerium Hohlmayer wird nicht umsonst ihre eigenen Kinder auf Privatschulen unterrichtet haben lassen; schon das ist Armutszeugnis genug, belegt es doch, was die ehemalige und derzeitige Regierung selbst von ihrer eigenen Bildungspoltitk hält.
Auf dem Land führt eine solche Mindestklassenstärke aber dazu, dass der von Ihnen geschilderte Schülertourismus notwendig ist. Die Folge ist, dass die Schüler schon gestreßt ankommen - und auch wieder so heimkommen; denn Verkehr ermüdet, auch wenn das Kind als Fahrgast im Bus sitzt.
Die CSU hat zwar damit 1.600 Lehrerstellen an Volksschulen eingespart; sie sagt aber nicht, was die Gemeinden dadurch mehr ausgeen mußten für die durch die Schulschließungen notwendigen Busfahrten.
Deshalb treten die SPD - und ich mit ihr - für kleine Klassenstärken ein; dadurch kann auch für kleinere Klassen Unterricht gehalten werden. Damit ist auch Untericht auf dem Land weiter möglich.
Und dies gilt übrigens auch über die Grundschule hinaus. Ich setze mich sehr dafür ein, dass in ganz Bayern der Schulbesuch auf dem Land bis zum Abitur möglich ist. Kinder auf dem Land sind nicht dümmer als in der Stadt. Sie haben aber - derzeit noch - größeren Aufwand, eine höhere Schule zu erreichen. Deshalb unterbleibt dies oft und die Chance zu höherer Bildung wird nicht genutzt. Bildungschancen sind aber Lebensschancen. Deshalb will ich Schulen auf dem Land. Und das ist möglich, wenn wir kleine Klassen ermöglichen. Wenn in Italien Klassen mit 5 (fünf!) Kindern gebildet werden können, sollte sich ein Land wie Bayern das auch leisten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Manfred Deinlein